Einsame Spitze
Von Claudia Elmer
Vor der Terrasse geht es zehn Meter nach unten. Steht man aber ganz vorne an der freischwebenden Veranda, ist das Gefälle angesichts der Kulisse schnell vergessen: Dreitausender so weit das Auge reicht. Mittendrin die Wildspitze, mit 3447 Metern der höchste Berg Tirols. In dieser überwältigenden Landschaft hat das Vorarlberger Architekturbüro Baumschlager Hutter Partners eine neue Hightech-Bahn gebaut, die auf den Gipfel des Hinteren Brunnenkogels 3440 Meter über dem Meer führt. In der Bergstation ist auch das landesweit höchstgelegene Café integriert – mit WLAN, einer hauseigenen Konditorei und einem uneingeschränkten Blick auf die Gletscher der Ostalpen.
Ein Gebäude hat es zuvor nicht gegeben: „Nur ein kleines, beheiztes Stationshäuschen für das Personal“, so Oliver Baldauf, der das Projekt geleitet hat. Gemeinsam mit seinem Team hat er die geschwungene Konstruktion ausgetüftelt, die an einen festgewachsenen Baumpilz erinnert: „Wir wollten eine Form finden, die in der Berg- und Schneelandschaft kein Fremdkörper ist. Die organische Form ist eine Analogie zu den Hügeln und Schneeverwehungen“, sagt Baldauf.
Gebaut wurde mit Metall. Das Dach und die Unterseite der Terrasse sind mit zig Alupaneelen verkleidet. Die Materialwahl lässt sich auf die exponierte Lage zurückführen. „Stahl und Alu können zu einem hohen Grad vorgefertigt werden. Das ermöglicht eine kurze Bauzeit. Außerdem spielt das Gewicht eine Rolle. Je leichter die Teile, desto einfacher lassen sie sich auf den Berg transportieren“, so Baldauf. Die Arbeitsbedingungen in dieser Höhe waren vor allem aber eine logistische Herausforderung. Auf dem schmalen Baufeld gab es kaum Lagerplatz für das Material. Ein minutiöser Plan für die Benutzung der Seilbahn musste erstellt werden und heftige Stürme hatten die Arbeiten immer wieder verzögert. „Planen muss man trotzdem, auch wenn sich das Wetter nicht kalkulieren lässt“, so der Architekt.