So könnte Wohnen billiger werden
Von Ulla Grünbacher
Der Ausblick in den Hinterhof wäre ja vielleicht noch in Ordnung. Immerhin sind die Fenster neu. Vierter Stock ohne Lift – kann immerhin das Fitnesscenter ersparen. Kein Schönreden gibt es allerdings, wenn es um die Miete geht. 15 Euro pro Quadratmeter allein Miete, dazu kommen fast noch einmal so viel für die Betriebskosten. Für das junge Paar, das die Wohnung besichtigt hat, einfach unleistbar.
Vor allem in heimischen Ballungszentren sind die Mieten in lichte Höhen geschossen. Für kleinere Einkommen gibt es viel zu wenig Wohnraum. Es gibt aber eine Reihe von Vorschlägen, wie diese Misere zumindest gelindert werden kann:
Aufstocken Bauland zu vernünftigen Preises ist rar, vor allem in Wien. Der Österreichische Verband der Immobilienwirtschaft (ÖVI) schlägt vor, niedrigere Wohnbauten (mit oft nur ein, zwei Stockwerken) aufzustocken. In Wien würden sich vor allem breite Straßenzüge außerhalb des Gürtels – die ehemalige Vorstadt – dafür eignen. Wer aufstockt, soll auch die Qualität des Hauses verbessern müssen, fordern die Experten – etwa den Hof begrünen.
Einkommenskontrolle Für den sozialen Wohnbau (der gefördert wird) wird ein System der Einkommenskontrolle vorgeschlagen. Wer zu viel verdient, soll zwar nicht ausziehen, aber doch mehr Miete zahlen müssen. So könnte vermieden werden, dass jene, die jetzt um vieles mehr verdienen als beim Anmieten der Wohnung, weiter gefördert werden.
Billiger Bauen Neben den reinen Mieten sind es aber auch überschießende rechtliche Vorgaben für den Wohnungsbau und die Sanierung, die Wohnen teuer machen, kritisiert der ÖVI. Energieeffizienz, Brandschutz oder Barrierefreiheit – in vielen Punkten haben die Bundesländer ihre Bauordnungen laufend verschärft. Das heißt, dass Bauen immer teurer geworden ist, weil unzählige Auflagen zu erfüllen sind. Wirklich nötig wäre das allerdings nicht. „Wir liegen bei den Baustandards im internationalen Vergleich weit über dem Niveau anderer Länder“, sagt ÖVI-Vizepräsident Klaus Wolfinger. Dieses Musterschüler-Dasein müsse nicht sein.
Energie Aber auch die EU trägt zur Preistreiberei bei: Sie hat in einer Richtlinie vorgeschrieben, dass Gebäude spätestens in sieben Jahren so gut gedämmt sein müssen, dass sie praktisch ohne herkömmliche Energie (wie Öl oder Gas) auskommen müssen. Viel billiger wäre allerdings ein Niedrigenergie-Standard, plädiert Wolfinger für eine Änderung. „Die letzten Meter zum Passivhausstandard kosten sehr viel.“
Wartung Die Flut an vorgeschriebenen Wartungen und Überprüfungen (von Heizanlagen über Elektrik, Aufzüge bis zu Thermen) verursachen weitere Kosten. „Man kann sich mitunter des Eindrucks nicht erwehren, dass sich über diesen Weg immer mehr Branchen neue Tätigkeitsfelder sichern“, kritisiert ÖVI-Präsident Udo Weinberger. Sein Vorschlag: weniger und seltener.
Auf dem freien Wohnungsmarkt (wie vermietetes Eigentum) sind die Mieten zuletzt auf durchschnittlich 14,45 Euro pro Quadratmeter im Monat gestiegen – ohne Betriebskosten für Haus und Wohnung. Deutlich niedriger sind Mieten im reglementierten Markt (siehe Grafik). Dazu zählen Gemeinde-, Genossenschaftswohnungen und solche, die dem Mietrecht unterliegen, wie Altbauten vor 1945. Das Mietsystem zu vereinfachen, könnte dazu beitragen, Wohnbau leistbarer zu machen.
Der Trend zu Immobilien hält auch 2013 an. In Österreich ist das Investitionsvolumen in gewerblichen Immobilien (Büros, Lagerhallen) im Vorjahr um etwa 150 Mio. Euro auf 1,65 Milliarden Euro geklettert, drei Viertel davon entfielen auf Wien.
Vor allem deutsche Fonds sind auf der Suche nach geeigneten Objekten, aber auch österreichische Stiftungen und Privatinvestoren.
In Deutschland wird der Immobilienboom einer Studie zufolge nicht von ausländischen Investoren getrieben. Ausländer hätten 2011 in Deutschland nur Immobilien im Wert von 685 Millionen Euro gekauft, geht aus einer Studie des Instituts der deutschen Wirtschaft hervor. „Die Angst, dass ausländische Investoren Deutschlands Immobilienmarkt fest im Griff haben, ist unbegründet“, so die Experten.
Viele Anleger fühlen sich bei Investitionen in Sachwerte besser abgesichert, die niedrigen Zinsen beflügeln den Boom.