Wie nachhaltig ist der Neubau von Wohnungen?
Wie nachhaltig sind die Wohnungsneubauten, die in Österreich errichtet werden? Dieser Frage geht der Nachhaltigkeitsbericht der Vereinigung Österreichischer Projektentwickler (VÖPE) und die Bauträgerdatenbank Exploreal auf den Grund. Für diesen Zweck wurden alle fertiggestellten und geplanten Wohneinheiten von 2022 bis 2024 ausgewertet.
Das Ergebnis: Neubauprojekte weisen in Österreich eine gute Nachhaltigkeitsperformance auf. Heizsysteme im Neubau verwenden zu 87 Prozent erneuerbare Energiequellen, beinahe die Hälfte (45 Prozent) des Energiebedarfs wird mithilfe erneuerbarer Primärenergie gewonnen, also mit Wärmepumpe, PV-Anlage etc. vor Ort. Die durchschnittliche Bauträgerwohnung befindet sich mit 26,4 kWh/m² pro Jahr in einem Niedrigenergiehaus.
Auch die Materialien, mit denen die Projekte errichtete werden, wurden analysiert. 94 Prozent der Bauträgerwohnungen werden mit Beton und Ziegel errichtet – Holzbau bleibt ein Nischenthema. „Die Ökobilanz von Bauprodukten hängt von vielen Aspekten ab“, schränkt Alexander Bosak, Gründer und Geschäftsführer von Exploreal, ein und nennt als Beispiel den Transport. Neun Prozent der Wohnungen verfügen über Zugang zu sozialer Ausstattung (Gemeinschaftsräume).
„Das Bewusstsein für nachhaltige Bauweise ist mittlerweile angekommen“, fasst Sebastian Beiglböck, Geschäftsführer der VÖPE, zusammen und ergänzt: „Es wird wichtiger, darauf zu achten, welche Wohnung kaufe ich mir“, appelliert er an private Wohnungskäufer, genauer hinzusehen. Der VÖPE-Geschäftsführer berichtet, dass es mittlerweile auch bei Finanzierungsverhandlungen eine Rolle spielt, ob das Neubau-Projekt nachhaltig ist. Dies schlägt sich auch in besseren Konditionen wieder.
Die Ziviltechniker-Kammer NÖ, Wien und Burgenland hat kürzlich darauf hingewiesen, dass es nachhaltiger sei, nicht mehr neu zu bauen, sondern den Bestand zu ertüchtigen. „Der Bestand nimmt eine immer größere Rolle ein“, ist auch Beiglböck überzeugt. Dennoch müsse aufgrund des Zuzugs neu gebaut werden – das heiße nicht automatisch auf der grünen Wiese. „Wir werden den Wohnbedarf nicht stemmen können, wenn wir nur auf den Bestand setzen. Es wird weiter gebaut werden, aber das, was gebaut wird, entspricht nachhaltigen Standards im Sinne des Green-Deals“, so Beiglböck. Alexander Bosak ergänzt: „Wenn der Wohnbau im dicht verbauten Gebiet stattfinden, dann ist das auch nachhaltig.“