Wirtschaft/Immo

Hohe Nachfrage, kaum Neubau: Mietwohnungen werden knapp

Der aktuelle Immobilienpreisspiegel des Fachverbandes der Immobilien- und Vermögenstreuhänder macht deutlich, wie sich die Wohnungspreise 2023 entwickelt haben. „Die Detailergebnisse für Wien zeigen: Alle Segmente sind stabil, die Kaufpreise von Immobilien steigen, jedoch deutlich unter der Inflation“, betont Michael Pisecky, Obmann der Fachgruppe Immobilien- und Vermögenstreuhänder in der Wirtschaftskammer Wien. Weil die Neubautätigkeit in Wien 2023 hoch war, gab es ein ausreichendes Angebot an Wohnungen. „2,89 Prozent – und damit weniger als die Teuerungsrate – hat die Preisanpassung bei nicht preisgeregelten Mietwohnungen in Wien betragen“, so Pisecky.

Alle Inhalte anzeigen

2024 steigt die Nachfrage nach Mietwohnungen deutlich an, wie eine Auswertung der Suchanfragen gemessen von der Immobiliensoftware Justimmo zeigt. Im ersten Quartal 2024 wurden in Wien rund 250.000 solcher Anfragen verzeichnet, nach etwa 200.000 im ersten Quartal 2023.  Gleichzeitig verknappt sich das Mietangebot – das bemerken  Wohnungssuchende auf dem Wiener Wohnungsmarkt. „Für die Mieter ist es in letzter Zeit nicht billiger geworden, vor allem die innerstädtische Mietpreisentwicklung beobachte ich mit Sorge“, sagt Immobilienmakler Philipp Sulek.

Die starke Mietnachfrage führt laut EHL Immobilien auch dazu, dass die Vermarktungszeiten für frei werdende Mietwohnungen deutlich kürzer sind, oft findet ein nahtloser Wechsel statt. Mieter müssen sich rasch entscheiden, sonst ist die Wohnung vergeben. Durch den Einbruch der gewerblichen Bautätigkeit im Wohnungsneubau könnte sich diese Situation weiter zuspitzen. Laut einem aktuellen Marktbericht vom EHL werden die Fertigstellungszahlen bis 2026 kontinuierlich sinken, vor allem im Mietsegment.

Kleineres Angebot an Mietwohnungen

„Mit dieser Entwicklung, wie sie in den kommenden Jahren bevorsteht, kommt es zu einer weiteren Angebotsverknappung, damit kann es künftig mit den Preisen wieder nach oben gehen“, schätzt Fachverbandsobmann Pisecky die Lage ein. Um dem Anstieg der Mietnachfrage und auch den dadurch steigenden Preisen Herr zu werden, muss in Wien mehr gebaut werden, fordert Pisecky. „Für die Forcierung des geförderten Wohnbaus und auch für die Stimulierung der Nachfrage im Eigentum wurden mit dem Baupaket der Bundesregierung wichtige Akzente gesetzt. Darüber hinaus brauchen wir vor allem auch auf Landesebene Maßnahmen zur Nachverdichtung, das bedeutet Wohnraumschaffung in der bebauten Stadt, wo wir wenig Infrastrukturkosten und keine Grundkosten haben.“ Auch bei den Baukosten gebe es noch großen Spielraum wegen überschießender Vorgaben. Die Politik müsse hier die richtigen Rahmenbedingungen schaffen und Anreize setzen, um für einen Anstieg der Bautätigkeit im Neubaubereich in Wien zu sorgen.