Delle im Wohnungsneubau ab dem Jahr 2024
Von Ulla Grünbacher
Nach Jahren des Baubooms am österreichischen Wohnimmobilienmarkt gehen die geplanten Fertigstellungen nun deutlich zurück. Während heuer mit in Summe 44.500 Wohneinheiten noch viele neue Objekte auf den Markt kommen, ändert sich das ab 2024 spürbar. „Wir haben am Markt eine große Veränderung bei der Nachfrage“, benennt Michael Pisecky, Obmann der Immobilientreuhänder in Wien, den Grund für den Rückgang. Die strenge Kreditvergabe und die gestiegenen Zinsen haben dazu geführt, dass die Nachfrage nach Kaufobjekten extrem eingebrochen ist.
In Reaktion darauf haben Bauträger und Entwickler geplante Neubauten verschoben. In Wien hätten Bauträger kaum neue Bauten mehr begonnen, freilich sind aber aktuell Wohnprojekte in Bau, die bereits gestartet wurden. Die Delle im Wohnungsneubau soll – soweit das bereits absehbar ist – die nächsten drei Jahre betreffen. Für 2024 erwarten die Experten von der Exploreal-Bauträgerdatenbank 41.200 neue Wohneinheiten und für 2025 rund 34.900.
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Bereits seit einigen Jahren übersteigt der Wohnungsneubau in Wien und Niederösterreich den demografisch begründeten Bedarf. Dieser Trend wird sich auch in den nächsten Jahren fortsetzen, trotz sinkendem Angebot an neu errichteten Wohnungen. Die meisten neuen Wohnungen pro 1.000 Einwohner entstehen heuer in Wien im Bezirk Donaustadt, gefolgt von Liesing und Penzing. In Niederösterreich findet der Großteil der Neubauleistung in Krems, Wiener Neustadt und St. Pölten statt. Der Kaufpreis für eine neu errichtete Eigentumswohnung liegt in Wien aktuell bei durchschnittlich 430.000 Euro. Die mittlere Wohnungsgröße ist jedoch zuletzt gesunken, von 66 auf 63 Quadratmeter. In Niederösterreich kosten Neubauwohnungen (71 Quadratmeter) rund 330.000 Euro, Häuser mit 129 Quadratmetern Nutzfläche rund 567.000 Euro.
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Die erwartete Delle im Wohnungsneubau macht den Bauträgern zu schaffen. „Die Frage ist, wie es gelingt, die Delle kurz zu halten“, betont Michael Pisecky. Eine Möglichkeit wären mehr Sanierungen,, denn diese sind erforderlich. Vor allem in Niederösterreich sei der Gebäudebestand teilweise überaltert, so der niederösterreichische Fachgruppenobmann Johannes Wild. Von der neuen Wiener Bauordnung erwartet Pisecky, dass Bestandssanierungen möglich sind und nicht, wie im aktuellen Entwurf, erschwert werden.