Architektur-Preis für Kapelle aus Stein
Von Vanessa Haidvogl
Eine Grabkapelle zu entwerfen entspricht nicht dem alltäglichen Geschäft von Architekten. Umso mehr Neugierde und kreatives Interesse löste der Auftrag einer Familie in der Steiermark beim österreichisch-finnischen Büro Berger+Parkkinen aus.
Kapelle in Turmform
Entstanden ist eine frei stehende Kapelle in archaisch minimalistischer Turmform im Park des Schlosses in Kainberg in der Steiermark, die sich an der tradierten Grabkultur ebenso orientierte wie an dem besonderen Ort inmitten alter Bäume. Die Architekten schufen eine Verbindung zum in Sichtweite gelegenen Schloss und erzeugten mittels Licht und einer vertikalen Ausrichtung die für ein Grabmal passende Mystik und spirituelle Atmosphäre.
Altes Mauerwerk, das sich zum Bau der Kapelle grundsätzlich eignen würde, stand am Grundstück zur Verfügung. Dieser lokale Stein stammt von einem bereits vor über 800 Jahren urkundlich erwähnten Wirtschaftsgebäude, das vor langer Zeit eingestürzt war. Das Material stimmt mit jenem der Stützmauern und auch mit dem Mauerwerk der Grundmauern des Schlosses überein. Der Stein mit all seinen Besonderheiten wurde somit bestimmend für den Entwurf.
Ohne Kanten
Stein ist nicht gleich Stein und dieser hat seine Besonderheiten. „Grob behauen und sehr rustikal eignet er sich nicht für feine geometrische Formen, selbst Kanten sind schwierig herzustellen“, erklärt Architekt Alfred Berger. Die Lösung fand sich in der Entwicklung einer sehr schlichten Form ohne Kanten. Es entstand ein runder Solitär, der ruhig und kraftvoll seine Position in der Landschaft einnimmt.
Der nach oben, leicht konisch zulaufende Turm weist nur drei Öffnungen auf. Das Tor und das schmale Fenster sind mit vorfabrizierten, sandgestrahlten Stahlbeton-Rahmen im Naturstein ausgespart. Die dritte Öffnung wird durch ein kreisrundes Loch in der Deckenplatte gebildet, das den Blick in den Himmel freigibt.
Vor Kurzem wurde das Projekt mit „The Plan Award 2023“ ausgezeichnet.