Wirtschaft

Hoffnung für Europa? Inflation in den USA bremst sich deutlich ein

Die Inflation in den Vereinigten Staaten ist weiter auf dem Rückmarsch und bietet der Notenbank Fed Spielraum für eine weniger aggressive Zinspolitik. Die Teuerungsrate für Waren und Dienstleistungen fiel von 7,1 Prozent im November auf 6,5 Prozent im Dezember, wie das Arbeitsministerium am Donnerstag in Washington mitteilte. Analysten hatten mit 6,5 Prozent gerechnet. Es ist bereits der sechste Rückgang in Folge und nährt die Hoffnungen, dass die Inflationswelle abebbt.

Laut dem Chef des Fed-Bezirks Philadelphia, Patrick Harker, zeigen die Preisdaten, dass der Trend zu niedrigeren Inflationsraten anhält. Die Notenbank nähere sich zugleich dem Endpunkt auf dem Weg der Zinserhöhungen: "Ich glaube nicht, dass wir viel weiter als 5 Prozent gehen müssen." Der aktuelle Leitzins liegt seit einer Erhöhung um einen halben Prozentpunkt im Dezember in der Spanne zwischen 4,25 und 4,50 Prozent.

Kleinerer Zinsschritt im Februar

An den Terminmärkten verstärkten die Inflationsdaten die Erwartung, dass die Fed den Leitzins Anfang Februar nur noch um einen viertel Prozentpunkt anheben wird. "Die Fed wird weiter an der Zinsschraube drehen, muss aber langsam achtgeben, diese nicht zu überdrehen", sagte Ökonom Bastian Hepperle von der Hauck Aufhäuser Lampe Privatbank. Im Juni könne bei der Inflation erstmals seit mehr als zwei Jahren wieder die Zwei vor dem Komma auftauchen", prophezeite der Experte. Damit würde sich die Teuerungsrate der Marke von 2,0 Prozent wieder annähern, die sich die Notenbank Federal Reserve als Zielpunkt für Preisstabilität gesetzt hat.

Die Währungshüter sehen mittlerweile erhebliche Fortschritte beim Eindämmen des Preisauftriebs und wollen einen weniger aggressiven Kurs steuern. An den Terminmärkten verstärkten die Inflationsdaten die Erwartung, dass die Fed den Leitzins Anfang Februar nur noch um einen Viertel-Prozentpunkt anheben wird.

"Wahrer Segen"

"Für die Fed ist die Inflationsentwicklung ein wahrer Segen", so das Fazit von VP Bank-Chefökonom Thomas Gitzel. Die Leitzinsen seien im vergangenen Jahr deutlich erhöht worden und nun seien die Inflationsraten im deutlichen Sinkflug. "Mehr kann sich eine Notenbank kaum wünschen, wenngleich der Einfluss der Fed auf die Inflationsentwicklung bisher eher gering ausfällt." Der Rückgang der Teuerungsraten sei vor allem den geringeren Energiepreisen und Corona-Sondereffekten zuzuschreiben.

An den Börsen sorgten die Inflationsdaten für etwas Enttäuschung. Nachdem eine von Investoren erhoffte positive Überraschung in Form einer stärkeren Abschwächung ausblieb, notierten die großen US-Indizes kurz nach der Eröffnung der Wall Street um bis zu 0,7 Prozent im Minus. Der deutsche Leitindex DAX schränkte seine Gewinne ein, notierte aber weiter über der psychologisch wichtigen Marke von 15.000 Punkten, die er am Vormittag erstmals seit Februar 2022 übersprungen hatte.