Wirtschaft

Höhere Gewinne: Chefinnen sind besser fürs Geschäft

Das Thema ist kontroversiell, aber Zahlen lügen nicht: börsenotierte Firmen, bei denen Frauen in Führungspositionen stark vertreten sind, weisen mit 10,1 Prozent eine um gut ein Drittel höhere Rentabilität (Return on Equity) auf als männlich dominierte Unternehmen (7,4 Prozent). Das ermittelte der US-Finanzdienstleister MSCI in einer Auswertung auf Basis von 1621 Unternehmen im MSCI World Index.

Als "starke weibliche Führung" definiert die Studie, wenn drei oder mehr Vorstände bzw. der CEO und ein weiterer Vorstand weiblich sind. Oder wenn der Frauenanteil in der Führungsetage über dem Landesschnitt liegt.

Warum Chefinnen gut fürs Geschäft sind, erklärt die Studie nicht. Es könnte auch sein, dass besser performende Unternehmen eher Frauen in Toppositionen hieven. Für die oft gehörte These, dass weibliche Vorstände Risiken vermeiden, findet die Studie keinen Beleg.

Weltweit sind nur 15 Prozent der Manager Frauen. Bei den aktuellen Steigerungsraten würden 30 Prozent erst 2027 erreicht. Die höchsten Frauenanteile haben Norwegen (40 Prozent), Schweden und Frankreich (je 34); Österreich kommt laut MSCI auf 17 Prozent.

EU-Staaten blockieren

Die EU hatte sich für den Anteil weiblicher Aufsichtsräte eigentlich ein Ziel von 40 Prozent bis 2020 vorgenommen. Das EU-Parlament hat schon 2013 dafür gestimmt, dass die Bestellung der Aufsichtsräte objektiven Regeln und Verfahren folgen muss. Eine harte Quote wäre das nicht: "Sanktionen würde es nur geben, wenn gegen die Regeln verstoßen und auf Old-boys-Netzwerke zurückgegriffen würde", sagt die EU-Abgeordnete Evelyn Regner (SPÖ) - eine der Parlaments-Berichterstatterinnen für dieses Thema - zum KURIER.

Einige Mitgliedstaaten legen sich dennoch quer – zuletzt am vergangenen Montag im Sozialministerrat. Bei den Blockierern treffen sich "Macholänder" wie Ungarn oder (neuerdings) Polen mit den Briten, die Regeln generell ablehnen. Fortschrittliche Länder wie Niederlande, Schweden und Dänemark stehen aus innenpolitischen Gründen auf der Bremse, wegen der EU-feindlichen Stimmung.

Länder wie Frankreich oder sogar Italien, die bereits im eigenen Land die Erfahrung gemacht hätten, dass transparentere Regeln und objektivere Kriterien auch die Bestellung besserer männlicher Aufsichtsräte möglich machen, gehörten zu den Befürwortern der EU-Regelung, sagt Regner.

Ärgerlich: Deutschland hat selbst ein strenges Gesetz mit harter 30-Prozent-Quote, blockiert aber eine EU-Regel. "Ich gebe nicht so rasch auf", sagt Regner. Schlimmstenfalls könne erst Österreichs Ratspräsidentschaft Anfang 2019 etwas bewegen.