Wirtschaft

High Noon bei VW in Wolfsburg, Alarm Rot bei Ampel in Berlin

Der deutsche Volkswagen-Konzern, einer der größten Autobauer der Welt, hat de facto keinen konkurrenzfähigen Elektro-Pkw für den chinesischen Markt. Die Nachfrage ist auch in Europa nicht gerade berauschend.

So fiel der operative Gewinn im dritten Quartal um 42 Prozent auf 2,9 Milliarden Euro. Das Nettoergebnis ist noch stärker eingebrochen: um 64 Prozent auf knapp 1,6 Milliarden.

Und dennoch: Analysten hatten noch Schlimmeres erwartet, daher legte die Aktie am Mittwoch trotz der Negativ-Schlagzeilen zu.

Ob dem VW-Vorstand aus dem Gewinneinbruch also neue Munition für sein rigoroses Sparprogramm in die Hände fällt oder sich am Ende die hochgradig streikbereite Gewerkschaft durchsetzen wird, bleibt abzuwarten.

VW hat angekündigt, erstmals in der Geschichte Werke in Deutschland zu schließen. Der Vorstand hält sich zur Stunde zu Details noch bedeckt. Dem Betriebsrat zufolge geht es aber um mindestens drei Werke (von zehn), einen massiven Beschäftigungsabbau sowie Lohnkürzungen querbeet.

Großes Sparprogramm

Zu dem bereits bekannten Sparprogramm über zehn Milliarden Euro dürften auf diesem Weg – zu Lasten der Beschäftigten – weitere vier Milliarden dazukommen. Am 1. Dezember läuft die „Friedenspflicht“ bei Volkswagen ab (Verzicht auf Kampfmaßnahmen, Anm.), danach wird gestreikt.

Um dieses hochwahrscheinliche Szenario doch noch abzuwenden, soll weiter verhandelt werden. Die wohlmeinenden Zurufe Richtung Wolfsburg sind nicht zu überhören. Es sei aber noch zu früh, darüber zu entscheiden, ob es staatliche Hilfe für VW geben sollte, um Standortschließungen zu verhindern, heißt es aktuell in Berlin. Nur auf ein Weihnachtswunder zu hoffen, dürfte aber zu wenig sein. Gut möglich, dass über das Schicksal der Berliner Ampel in Wolfsburg zumindest mit entschieden wird.

Riesige Bedeutung

„Bundesminister Habeck hat klar gesagt, dass es jetzt darauf ankommt, dort eine konstruktive Lösung zu finden, zwischen Management und Betriebsrat – eine Lösung, bei der Standortschließungen auf jeden Fall vermieden werden“, sagte der Sprecher des Berliner Wirtschaftsministeriums.

Und ein Sprecher von Olaf Scholz betonte, dass der SPD-Kanzler sowohl mit VW-Chef Oliver Blume wie auch mit dem Betriebsrat gesprochen habe. „Im Augenblick ist das erst mal etwas, was im Konzern miteinander diskutiert werden muss“, sagte er. Die Politik schaue sich die Situation bei Volkswagen aber sehr genau an, weil man sich der Bedeutung des Konzerns und der großen Zahl der Arbeitsplätze, die daran hängen, bewusst sei.

Sorgenfalten in der Steiermark

Aber auch anderswo werden die Sorgenfalten tiefer. Etwa im steirischen Autocluster rund um Magna – ein heikles Thema auch im Vorfeld der Landtagswahl am 24. November. Nicht nur VW ist in der Krise, auch Konzerne wie Mercedes und BMW zücken den Sparstift.

Die Auswirkungen auf die heimischen Zulieferer sind in ihrer Dramatik noch nicht voll erfasst, schon machen vor allem die Freiheitlichen Stimmung gegen Regierung, Gewerkschaft und EU, „Überregulierungswahn“ und „Green Deal“.