ATX-Konzerne zahlen ihren Aktionären Rekord-Dividenden aus
Die Aktionäre der heimischen Börsenkonzerne werden für das abgelaufene Geschäftsjahr reichlich belohnt. Trotz hoher Inflation und massiv gestiegener Energiepreise sprudeln die Dividenden.
Insgesamt dürften die im Leitindex ATX gelisteten 20 Unternehmen in diesem Jahr 6 Milliarden Euro an ihre Anteilseigner ausschütten, geht aus dem von der Arbeiterkammer erstellten Dividendenreport hervor. Das wäre drei mal so viel wie im langjährigen Durchschnitt. Die Gewinne der Unternehmen dürften sich auf mehr als 15 Milliarden Euro summieren.
17 der 20 ATX-Firmen haben bereits ihre Gewinnzahlen bekannt gegeben. Sie kommen auf 14,7 Mrd. Euro Gewinn und wollen zusammen 5,5 Milliarden ausschütten. Das wäre um knapp 58 Prozent mehr als im Vorjahr. Gleich drei Unternehmen – die OMV, Verbund und Erste Group – leisten nach sprudelnden Gewinnen die höchsten Dividendenzahlungen in ihrer Unternehmensgeschichte: Rund 1,65 Mrd. Euro nimmt die OMV in die Hand, 1,23 Mrd. Euro der Verbund und 811 Mio. Euro die Erste Group. Insgesamt heben zehn der analysierten ATX-Konzerne ihre Ausschüttungen an, nur zwei – die Post und CA Immo – reduzierten aufgrund der Gewinnrückgänge ihre Dividenden. Strabag, Uniqa und EVN ließen die Höhe unverändert, Lenzing und Immofinanz setzten sie aus.
Ausschüttungsquote "noch vertretbar"
Im Schnitt werden knapp 38 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet, im Vorjahr waren es 32 Prozent. "In der Gesamtbetrachtung erscheint zwar eine Ausschüttungsquote von knapp zwei Fünftel als noch vertretbar, angesichts der von Unsicherheiten geprägten wirtschaftlichen Lage wäre ein wenig Zurückhaltung das Gebot der Stunde gewesen", analysiert Markus Oberrauter, Betriebswirt in der AK Wien und Studienautor des Dividenden-Reports. Kritik übt er vor allem an der Post, die mit ihrer Dividende "Jahr für Jahr im Spitzenfeld" liege und auch heuer mit einer Quote von 94 Prozent fast ihren gesamten Ertrag an die Aktionäre ausbezahle.
Die Wiener Börse ist freilich keine Ausnahme, auch die Aktionäre der im deutschen Leitindex DAX gelisteten Unternehmen dürfen sich über Rekord-Dividenden freuen. Die 40 Konzerne der obersten deutschen Börsenliga schütten rund 52 Mrd. Euro aus. Allein die drei Autobauer Mercedes Benz, BMW und Volkswagen kommen laut Erhebung der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) auf 15,5 Mrd. Euro. Größter Einzelzahler ist die Reederei Hapag Lloyd mit 11 Mrd. Euro, was einer Verdoppelung der Dividende auf 63 Euro entspricht.
Den meisten DAX-Konzernen sei es gelungen, hohe Kosten bei Personal, Beschäftigung und Energie an ihre Kunden weiterzugeben, analysiert das Beratungsunternehmen EY. Größter Verlierer sei der Immobiliensektor, der wegen der gestiegenen Zinsen und hohen Baukosten unter Druck stehe.
Gewinn-Subventionen
Das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut sieht die staatlichen "Gewinn-Subventionen" als größten Treiber für das Budgetdefizit. "In den vergangenen drei Jahren vergab die Bundesregierung über 38 Milliarden Euro an öffentlichen Förderungen allein an österreichische Kapitalgesellschaften - AGs und GmbHs. Insgesamt konnten diese Unternehmen trotz Pandemie und Energiekrise ihre Gewinne steigern", so das Institut. Es rechnet vor: 2020 betrug das Staatsdefizit rund 8 Prozent des BIP und lag damit rund 7,5 Prozentpunkte über dem Durchschnitt von 0,5 Prozent des BIP der Jahre 2015 bis 2019.
"Statt tatsächliche Verluste abzufedern, förderte die Bundesregierung in den letzten Jahren Unternehmensgewinne. Das ist ein deutlicher Hinweis auf Überförderung. Viele Unternehmen hätten die staatliche Zuwendung für ihr Fortbestehen gar nicht gebraucht", kritisiert Joel Tölgyes, Ökonom am Momentum Institut.