Heimische Industriebetriebe warnen vor existenzbedrohenden Szenarien
Die heimische Industrie warnte am Montag angesichts der Energiekosten, der unterbrochenen Lieferketten, der fehlenden Rohstoffe und der Sorge um Gas vor existenzbedrohenden Szenarien: "Bei einigen Unternehmen haben sich die Gesamtkosten aufgrund der Energiepreise bereits um bis zu 50 Prozent erhöht. Betriebe sind mittlerweile gezwungen, Produktionen zu drosseln oder stehen vor hohen Pönalzahlungen, weil es unmöglich ist, Lieferverträge einzuhalten", so Obmann Max Oberhumer.
Krieg verschärft Situation
In einer Aussendung der Industriesparte der Wirtschaftskammer Steiermark sorgte man sich um "tausende Jobs und hunderte wirtschaftliche Existenzen". Besonders betroffen seien energieintensive Betriebe: "Der Krieg in der Ukraine verschärft die Problematik von rasanten Energiepreissteigerungen, der Rohstoffknappheit und den brüchigen Lieferketten zusätzlich", sagte Oberhumer weiter. "Nicht wenige Industrieunternehmen sind bereits gezwungen, ihre Produktionen zu drosseln, weil die zusätzlichen Kosten nicht mehr an die Kunden weitergegeben werden können." Hinzu komme das Problem bestehender Lieferverpflichtungen, so Oberhumer. Man stehe vor der Wahl: "Die Mehrkosten selbst noch versuchen zu schlucken oder die Pönale zu bezahlen."
Oberhumer forderte gemeinsam mit Bundesobmann Siegfried Menz die Strompreiskompensation gemäß dem europäischen Emissionshandelsgesetz sowie die Einrichtung eines Dekarbonisierungsfonds zur Unterstützung der Transformation für Produktionsbetriebe. Als Damoklesschwert bezeichneten sie die Versorgungssicherheit mit Gas.
Mehrere Industriebetriebe unterstreichen die Sorge und forderten Maßnahmen: Herbert Decker von der Maschinenfabrik Liezen sagte: "Die aktuellen Energiepreise haben massives Bedrohungspotenzial. Aus unternehmerischer Perspektive gibt es derzeit keine Möglichkeit, diese galoppierenden Preissteigerungen zu kompensieren, sondern nur die Chance, sie an die Märkte weiterzugeben. Besonders komplex macht die Situation, dass es derzeit keine nachvollziehbaren und prognostizierbaren Marktreaktionen zu geben scheint. Das macht auch die Abschätzung der weiteren Entwicklung praktisch unmöglich."
Weitere Nachteile
Andreas Werner von der Brau Union schilderte: "Zehn Prozent der Erzeugungskosten sind Energiekosten. Bei einer Energiepreissteigerung im jetzigen Ausmaß können die Mehrkosten nicht mehr absorbiert werden und müssen daher anteilig an den Kunden weitergegeben werden."
Georg Feith von der Stoelzle Glass Group, die durch den hohen Energiebedarf in der Glasproduktion ohnehin schon besonders hart betroffen ist, brachte noch weitere Nachteile vor: "Auf europäischer Ebene besteht durch die Strompreiskompensation für CO2 in Deutschland und Italien schon jetzt für uns ein Wettbewerbsnachteil. Auch die Gebotszonentrennung, die 2018 zwischen Deutschland und Österreich eingeführt wurde, vergrößert den Preisunterschied um derzeit 50 Euro pro MWh - das sind 25 Prozent vom Strompreis. Das heißt: Zu den hohen Preisen kommen noch spezielle signifikante Nachteile in Österreich."
Konkurrenzfähigkeit
C&D Foods Austria treffen neben den gestiegenen Energiekosten in der Produktion auch die hohen Transportkosten. "Mehr als 80 Prozent unserer Premium- und Bio-Tiernahrung für Hunde- und Katzen verkaufen wir außerhalb von Österreich in Europa und Asien. Derzeit beträgt der jährliche Mehraufwand zirka eine Million Euro", sagte Geschäftsführer Heinz Schabreiter.
Christian Heigl von HPDC Europe sagte, dass es immer schwieriger werde, als österreichischer Standort konkurrenzfähig zu bleiben: "Als Zulieferbetrieb für die Automobilbranche sind wir, zusätzlich zum vorherrschenden Chipmangel und den zum Teil kritischen Wirkungen der Pandemie, jetzt aufgrund der Ukraine-Situation mit enorm volatilen Energiepreisen und mit einer potenziellen Versorgungsunsicherheit konfrontiert. Wir sind gefordert die massiven Preissteigerungen an unsere Kunden weiterzugeben."