Gutscheine, Handys, Vignetten: Firma fütterte Kunden mit Geschenken an
„Bierfässer, Sodexo- und Tank-Gutscheine, Autobahn-Vignetten, Jacken, Polo-Shirts oder Handys“ – die Kunden des Salzburger Werkstätten-Ausrüsters Theo Förch wurden je nach Auftragswert reichlich beschenkt. Oder anders gesagt: Damit die Firma Förch weitere Bestellungen lukrieren konnte, wurden die Kunden jahrelang durch „Zugaben“ de facto angefüttert.
Wie der KURIER berichtete, ermittelt deshalb die Wirtschafts- und Korruptionsstaatsanwaltschaft (WKStA) wegen des Verdachts der Bestechung, Bestechlichkeit, Geschenkannahme und Untreue gegen die Firma Förch, zwei Führungsleute, gegen etliche (Ex-)Mitarbeiter und gegen Kunden. Insgesamt gibt es rund 60 Beschuldigte. Die WKStA geht dabei dem Verdacht nach, „dass Außendienstmitarbeiter bei Einkäufen durch private und öffentliche Unternehmen in einer Vielzahl an Fällen Vorteile gewährt hätten, um Vertragsabschlüsse zu generieren“.
Dem Vernehmen nach sollen Förch-Mitarbeiter das Kundenbonussystem „Individuelle Pakete“ dazu genutzt haben, einzelne Kunden mit gefragten Geschenken zu bestücken. Laut Firmen-Angaben soll es sich bei den Beschuldigten vor allem um ehemalige Außendienstmitarbeiter handeln.
Nun haben sich beim KURIER Förch-Mitarbeiter gemeldet. Sie behaupten, dass die Zugaben bei Förch System hatten und mit Flyern und online beworben wurden. Ab einem gewissen Auftragswert, zum Beispiel einem Karton mit 30 Stück Ölsprays, wurden Zugaben verschenkt. „Jede Zugabe, ob Gutschein oder Handy, wurde von Mitarbeitern des Innendienstes zugekauft, freigegeben und versendet.“
Viele Fälle sollen über die Geschäftsleitung gelaufen sein. „Dem Außendienst alles in die Schuhe zu schieben, ist absurd“, behauptet ein Mitarbeiter. Auch soll der Großteil der Mitarbeiter, die bei der Korruptionsstaatsanwaltschaft aussagen mussten, noch im Unternehmen beschäftigt sein. Sie werden von ihren Kunden immer wieder mit den Vorwürfen konfrontiert. Einkäufer öffentlicher Unternehmen haben in Sachen illegaler Geschenkannahme ein strafrechtliches Problem. Amtsträgern drohen nämlich bei Bestechlichkeit bis zu drei Jahre Haft.
Klare Verantwortung
Indes betont Förch, „dass die Gewährung von Zugaben im privatwirtschaftlichen Bereich grundsätzlich nicht illegal ist und dies in vielen Branchen wie auch im alltäglichen Leben üblich ist.“. „Die Entscheidung über Zugaben an Kunden lag allein im Ermessen der Außendienstmitarbeiter“, teilt das Unternehmen dem KURIER mit. „Korrekt ist, dass in der Vergangenheit der Innendienst auf Weisung des Außendienstes und deren Eingabe ins IT-System und unter Nennung der Lieferadresse die Zugabe versandt hat.“
Erst Mitte Oktober 2018 gestoppt
Der Umsatz mit individuellen Paketen (i-Paketen), die 2004 eingeführt wurden, habe nur zwei Prozent des Gesamtumsatzes ausgemacht. "Dieses ehemalige Verkaufssystem namens i-Paket ermöglichte Außendienstmitarbeitern in der Vergangenheit, für Kunden ein individuelles Warensortiment zusammen zu stellen und hierüber einen individuellen Paketpreis unter Beachtung von Untergrenzen zu generieren. I-Pakete waren nicht zwangsweise mit einer Zugabe verbunden, sondern lagen im Ermessen der Außendienstmitarbeiter", heißt es aus dem Unternehmen. Weiter heißt es: „Förch hat die bedenklichen Verhaltensweisen unmittelbar nach Kenntnisnahme beendet.“ Das war Mitte Oktober 2018.
Schadenersatzansprüche gegen Ex-Außendienst-Mitarbeiter
Zugleich habe Förch "personelle Konsequenzen gezogen und Dienstverhältnisse beendet". "Eine juristische Aufarbeitung wurde eingeleitet. Gleichzeitig prüft Förch aktuell Schadenersatzansprüche gegen ehemalige Außendienst-Mitarbeiter, die das System offenbar missbraucht haben, um sich selbst oder ihnen nahestehende Personen Zugaben zuzusenden und so zu bereichern", heißt es weiter."Diese juristische Aufarbeitung ist noch nicht abgeschlossen."