Gut für Österreich: Wirtschaft in Osteuropa läuft gut
Von Christine Klafl
Polen ist anders – sowohl bei der Rechtsstaatlichkeit als auch beim Tempo des Wirtschaftswachstums. Mit fünf Prozent Plus im laufenden Jahr hat sich Polen an die Spitze jener 22 Länder in Ost-, Zentral- und Südosteuropa gespielt, die das Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) regelmäßig unter die Lupe nimmt. Die Arbeitslosigkeit ist mit 3,8 Prozent viel geringer als in Westeuropa und wird weiterhin abnehmen. Und die Löhne steigen Jahr für Jahr um drei bis fünf Prozent real (nach Abzug der Inflationsrate). In Tschechien ist die Arbeitslosigkeit noch viel tiefer gesunken, auch hier sind die Löhne kräftig gestiegen.
Diese Entwicklung zeigt, worunter etliche Wirtschaftspartner Österreichs im Osten leiden: Die Arbeitsmärkte sind leergefegt, die Firmen müssen mit höheren Löhnen um Beschäftigte buhlen. Weil zu wenige zu finden sind, wird vermehrt in Automatisierung investiert. Die Anschaffung von Industrierobotern wird in Zentral- und Osteuropa in den nächsten ein, zwei Jahren viel deutlicher zulegen als etwa in Deutschland, sagen die wiiw-Forscher voraus. Sie sehen aber auch, dass ein Teil westlicher Investitionen mittlerweile in Länder umgelenkt wird, wo noch genügend und günstige Beschäftigte zu finden sind – etwa nach Rumänien, Serbien oder Mazedonien.
Risiken
Gut für die österreichische Wirtschaft, die eng mit Zentral- und Osteuropa verknüpft ist: Die Konjunktur dort ist noch überaus robust (siehe Grafik unten). Rückenwind kommt auch von den privaten Haushalten, die aufgrund der höheren Löhne in Konsumlaune sind. Die Risiken, die die Wachstumsaussichten trüben könnten: Ein Handelskrieg der USA mit der EU würde indirekt auch die exportorientierten Volkswirtschaften im Osten treffen. Auch ein EU-Budget, das nach dem Ausscheiden der Briten als Nettozahler allzu sehr schrumpfen könnte, würde die Empfängerländer im Osten schmerzen. Zudem geht die Sorge geht um, dass die Auszahlung aus den EU-Fördertöpfen an zusätzliche Kriterien gebunden werden könnten; etwa an die Rechtsstaatlichkeit und die Unabhängigkeit von Institutionen.
Noch im Sommer hatten die Ökonomen im wiiw der Türkei ein Wirtschaftswachstum von mehr als vier Prozent sowohl im heurigen als auch im kommenden Jahr vorausgesagt. Dieser Optimismus ist verflogen. Jetzt sollen es heuer nur noch 2,5 Prozent und nächstes Jahr gar nur noch 1,0 Prozent sein. Die Türkei werde in eine tiefe Rezession stürzen, die aber relativ rasch vorbeigehen sollte. Für die Firmen und auch die Banken werde es auch deshalb schmerzlich, weil viele Betriebe Kredite aufgenommen haben, die auf US-Dollar lauten. Weil die türkische Lira zum Dollar 40 Prozent verloren hat, ist der Kreditberg stark angewachsen. Kreditausfälle gebe es derzeit allerdings nur wenige.