Wirtschaft

Dubiose Geldflüsse über Schirnhofers Holding

Die Pleite der steirischen Fleischerei-Gruppe von Karl Schirnhofer (200 Mitarbeiter)weitet sich aus. Nach der Kernfirma Schirnhofer GmbH (29 Mio. Euro Schulden) musste am Donnerstag auch die Mutterfirma, die Schirnhofer Familien Unternehmen Holding, die Insolvenz eingestehen (der KURIER berichtete). Weitere sieben Millionen Schulden kommen nun dazu.

Der Insolvenzantrag der Holding hat einen tieferen rechtlichen Hintergrund. "Die Schirnhofer GmbH hat Mehrheitsbeteiligungen an den Firmen Aibler und Blasko verkauft, aber die Erlöse sind nicht ihr, sondern hauptsächlich der Schirnhofer Holding zugeflossen", sagt Franz Blantz vom Gläubigerschutzverband AKV zum KURIER. "Dabei handelt es sich um eine sogenannte verbotene Einlagenrückgewähr." Oder anders gesagt: Der Schirnhofer Holding hätten nur allfällige Gewinne, aber keine Verkaufserlöse aus Tochterfirmen zufließen dürfen.

Stundung vereinbart

Dass trotzdem mehrere Millionen zur Schirnhofer Holding durchgeschleust wurden, hat mit einer zweijährigen Anleihe zu tun. Im August 2013 hatte die Schirnhofer Holding eine Anleihe in Höhe von fünf Millionen Euro begeben, die ausschließlich von der Wien Holding, einer Tochter der Stadt Wien, gezeichnet wurde.

Im Juni 2015 hätte die Kaindorfer Holding fünf Millionen Euro plus Zinsen (2,75 Prozent pro Jahr) an die Stadt-Wien-Tochter zahlen müssen. Doch die steirische Holding war nicht in der Lage, die Gesamtsumme zu bedienen. So wurde Mitte Juni 2015 zwischen Schirnhofer und der Wien Holding eine Stundung vereinbart. Danach flossen insgesamt 4,1 Mio. Euro von Schirnhofer an die Wien Holding, weitere 1,1 Millionen Euro sind noch offen.

Die Tilgung der Anleihe so kurz vor der Pleite ist für die Insolvenzverwalter Axel Reckenzaun für die Schirnhofer Holding und Georg Muhri für die Schirnhofer GmbH insolvenzrechtlich nicht haltbar. Sie werden hier einhaken.

Match vor Gericht?

"Wir werden gemeinsam die Zahlungen an die Wien Holding anfechten, um diese refundiert zu bekommen", sagt Insolvenzverwalter Muhri im Gespräch mit dem KURIER. "Die Wien Holding hat wissen müssen, dass die Schirnhofer Holding damals schon überschuldet war, und die Gelder nicht aus der Holding, sondern von den Tochterfirmen kommen." Nachsatz: "Das Geld hat in diesem Fall ein Mascherl und hätte in erster Linie der Schirnhofer GmbH gehört."

Vorwürfe bestritten

"Diese Behauptung des Insolvenzverwalters ist falsch und wir weisen die Vorwürfe zurück", sagt Wien-Holding-Sprecher Wolfgang Gatschnegg zum KURIER. Die Wien Holding habe kürzlich dem SSchirnhofer-Firmenanwalt angeboten, die restliche Forderung in Höhe von 1,1 Millionen Euro Schirnhofer für mehrere Jahre zu stunden. Doch auch daraus wird jetzt nichts. Mittlerweile geht man bei der Stadt-Wien-Tochter aber davon aus, dass die Thematik Schirnhofer-Anleihe ein Fall für die Unternehmensanwälte wird.

Chance auf Rettung steigt

Indes ist Insolvenzverwalter Muhri guter Dinge, dass er mit seinem Kollegen Reckenzaun vor Gericht die Ansprüche im Wesentlichen erfolgreich durchsetzen wird. "Wir gehen davon aus, dass die Wien Holding die vier Millionen Euro zurückzahlen wird müssen", sagt Muhri. "Damit steigen auch die Chancen, die Firma Schirnhofer zu retten." Hier ist von der operativen Kern-Firme Schirnhofer GmbH die Rede.

Laut Muhri hat die Schirnhofer GmbH die Firmen Aibler und Blasko sowie eine Liegenschaft von der Tochterfirma Weiss verkauft. "Der Schirnhofer GmbH stehen aus diesen Transaktionen der Verkaufserlöse zu", sagt der Insolvenzverwalter.

Die Millionen-Deals

Dem Vernehmen nach soll der Verkauf der Firma Aibler rund 7,5 Millionen Euro eingespielt haben, rund 2,5 Millionen Euro wurden angeblich mit Forderungen der Schirnhofer Holding gegenverrechnet. "Das ist rechtlich höchst strittig", sagt Muhri zum KURIER. Vom Rest sind 4,3 Millionen Euro an die Hausbank, die Steiermärkische Sparkasse, geflossen. An die Bank waren Gesellschaftsanteile der Schirnhofer-Gruppe verpfändet, die nach der Zahlung freigegeben wurden. Wenn man verrechnungstechnisch alles abzieht, sollten der Schirnhofer GmbH jetzt noch aus dem Aibler-Verkauf noch 743.000 Euro zufließen.

2,155 Millionen Euro offen

Auch der Verkaufserlös der Firma Blasko (3,5 Millionen Euro), an der die Schirnhofer GmbH 30 Prozent und die Schirnhofer Schlachthof 70 Prozent hält bzw. gehalten hat, wurde aufgeschlüsselt: Dem Vernehmen nach gingen 667.000 Euro an Banken und 1,5 Millionen Euro an die Wien Holding. Die Schirnhofer GmbH sollte abzüglich der Verrechnungen noch 620.000 Euro erhalten. Und aus dem Verkauf der Liegenschaft der Schirnhofer-Tochterfirma Weiss sollen ihr weitere 792.000 Euro zustehen. Unterm Strich sollen der Schirnhofer GmbH angeblich insgesamt 2,155 Millionen Euro vorenthalten werden bzw. worden sein. Der Ball liegt jetzt bei den Insolvenzverwaltern bzw. womöglich auch bei den zuständigen Gerichten.

20 Quote für Holding-Gläubiger

Alleine für die Entschuldung der Schirnhofer Holding, die ihren Gläubigern 20 Prozent Quote zahlen will, sind laut Firmenangaben 1,527 Millionen Euro inklusive den Verfahrenskosten (140.000 Euro) nötig.