Wirtschaft

Gold als alternative Währung

Badminton-Spieler aus Malaysia haben es gut: Wer von ihnen bei den Olympischen Spielen in London Gold holt, erhält als Belohnung einen 12,5 Kilogramm schweren Goldbarren. Hinter der Aktion steht der malaysische Tycoon Andrew Kam, großer Badminton-Fan und Besitzer einer Goldmine. Der Preis zahlt sich aus: Immerhin ist der Barren rund eine halbe Million Euro wert. Und dürfte, schenkt man Experten Glauben, in den nächsten Jahren noch wertvoller werden.

"Die Schuldenkrise und die negativen Realzinsen treiben den Goldpreis weiter nach oben", ist Ronald Stöferle überzeugt. Der Analyst der Erste Group hat nun zum sechsten Mal den alljährlichen Goldreport veröffentlicht. Er sieht den Kurs des in Dollar gehandelten Edelmetalls in den nächsten zwölf Monaten auf 2000 Dollar steigen (derzeit rund 1580). Damit wäre der bisherige Rekord aus dem August 2011 von 1920 Dollar übertroffen.

Stöferle hatte dies vor einem Jahr eigentlich für die erste Hälfte 2012 prophezeit. "Ich muss Selbstkritik üben. Den Rückgang habe ich nicht erwartet." Vor allem private Käufer hätten sich aus dem Markt zurückgezogen. Dennoch sieht der Fachmann "nur eine Korrektur, aber keine Trendumkehr". In der Tat liegt der aktuelle Kurs in Dollar gerechnet 2,4 Prozent höher als zu Jahresbeginn, in Euro ("das ist für uns relevant") sind es sogar 8,2 Prozent. Und nur vier Prozent beträgt die Differenz zum Allzeithoch auf Euro-Basis.

Verunsicherung

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"Früher wurde Gold von Investoren nur als Rohstoff wahrgenommen, jetzt als alternative Währung", sagt Stöferle. Grund sei der Vertrauensverlust an den Kapitalmärkten. "Der Kurs flackert besonders dann stark auf, wenn die Verunsicherung stark ansteigt", sagt Erste-Chefanalyst Fritz Mostböck.

Wichtigster Faktor seien aber derzeit die negativen Realzinsen. "Diese bedeuten das perfekte Umfeld für Gold", sagt Stöferle. Daran werde sich auch bis zumindest 2014 nichts ändern. Der Wertverlust lässt Anleger also in Gold flüchten. Hinzu kommt, dass die Nachfrage, insbesondere in Schwellenländern so groß ist wie seit 1964 nicht mehr. Sie wollen auch ihre Abhängigkeit vom Dollar reduzieren.

Stöferle: "Wir sind derzeit weit weg von einer Blasenbildung, auch wenn es aber zu einer solchen kommen kann." Anleger sollten, so Mostböck, fünf bis zehn Prozent in Gold investieren, aber nicht mehr. "So unsicher sind die Zeiten nicht." Wer ein kleineres Vermögen hat, sollte physisches Gold kaufen. Wer mehr investieren kann, sollte auch zu Minen-Aktien oder entsprechenden Zertifikaten greifen. Diese Produkte seien aber höheren Schwankungen unterworfen. Stöferle: "Gold ist keine eierlegende Wollmilchsau, aber in diesem Umfeld macht es Sinn."