Gewerkschaft erhebt schwere Vorwürfe gegen Salzburger Corona-Labor
Die Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA) hat am Freitag schwere Vorwürfe gegen das Salzburger Unternehmen Novogenia erhoben. Das Corona-Labor soll zwei Mitarbeiter gekündigt haben, die eine Betriebsratswahl organisieren wollten. Zwar wurde am Donnerstag ein Wahlvorstand für eine Betriebsratswahl gewählt, die Firmenleitung soll im Vorfeld aber weiter Druck auf Beschäftigte ausgeübt haben. Der Novogenia-Geschäftsführer wies die Anschuldigungen scharf zurück.
Hochsaison für Corona-Labore
Das 2009 gegründete Privatlabor und Biotech-Unternehmen ist im Zuge der Corona-Krise massiv gewachsen. Binnen der vergangenen eineinhalb Jahre hat sich der Personalstand am Standort Eugendorf (Flachgau) von rund 40 auf 180 erhöht. Novogenia hat nach einer bundesweiten Ausschreibung gerade erst den Zuschlag für die Abwicklung der PCR-Gurgeltests für das Land Salzburg erhalten, die mit 27. Oktober angelaufen sind.
"Er herrscht derzeit Hochsaison für Corona-Labore", betonte GPA-Salzburg-Geschäftsführer Michael Hofer am Freitag bei einem Pressegespräch. "Durch die hohe Arbeitsintensität ist auch bei der Novogenia der Wunsch nach einem Betriebsrat aufgekommen." Allerdings soll Firmengründer und Geschäftsführer Daniel Wallerstorfer zwei Mitarbeiter gekündigt haben, als er erfuhr, dass diese einen Wahlvorstand einberufen wollten.
Geschäftsführernahe Gruppe gewählt
Zugleich ist sich die Gewerkschaft sicher, dass Wallerstorfer die dennoch weiter verfolgte Betriebsratsgründung durch Querschüsse behindert hat. So soll der Geschäftsführer in E-Mails an die Belegschaft gezielt Falschinformationen verbreitet haben. Und er kündigte in einem der APA vorliegenden Schreiben an, er werde bei der Betriebsversammlung vor Ort sein. "Das hat viele Beschäftigte abgeschreckt an der Versammlung teilzunehmen", betonte Hofer. Der Geschäftsführer habe gestern schließlich auf der anderen Straßenseite gewartet und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beobachtet, die zur Versammlung wollten.
Außerdem sei ein Großteil der Beschäftigten in eine eigene Gesellschaft ausgegliedert worden, kurz nach dem eine Betriebsversammlung zur Wahl eines Wahlvorstandes einberufen wurde, sagte Hofer - und belegt das mit dem Eintragsdatum ins Firmenbuch. Entgegen der Ansicht der GPA, dass man nicht von zwei Gesellschaften, sondern von einem einheitlichen Betrieb ausgehe, habe sich Wallerstorfer an die Mitarbeiter gewandt und gemeint, dass nur ein kleiner Teil der Belegschaft wählen dürfe. Tatsächlich nahmen gestern von den 180 Beschäftigten lediglich 60 teil. Als Wahlvorstand gewählt worden sei dann eine geschäftsführernahe Gruppe.
Mehrere Gesellschaften
Wallerstorfer wies in einer schriftlichen Stellungnahme alle Vorwürfe zurück. Er unterstütze die Gründung von Betriebsräten und habe auch alle Mitarbeiter aufgefordert, sich an der Wahl zu beteiligen. Man habe sogar einen Reisebus organisiert, um Mitarbeiter zur Wahl zu bringen. Novogenia bestehe allerdings aus mehreren Firmen, die verschiedene Geschäftsbereiche abdeckten. "Der Bereich der Covid-Testungen ist in den letzten Monaten relativ rasch gewachsen. Deshalb war es an der Zeit, den Betrieb dieses Geschäftsbereiches in eine eigene Gesellschaft auszulagern." Die sei aber bereits im September 2021 beschlossen worden, die Mitarbeiter seien noch vor der Einberufung einer Betriebsversammlung in dieser Gesellschaft tätig geworden.
Verwirrung um Abstimmung
Vielmehr habe die Gewerkschaft den Überblick verloren und alle Mitarbeiter der Novogenia COVID GmbH (die neue, deutlich größere Gesellschaft; Anm.) dazu aufgerufen, für die Wahl der Novogenia GmbH abzustimmen. Das habe Verwirrung gestiftet. Dass er gestern bei der Versammlung zum Wahlvorstand dabei gewesen sei, war auch der Fall, weil er seine Ehefrau, die im Unternehmen angestellt ist, hingefahren habe. Keinesfalls habe er kontrollieren wollen, wer an der Wahl teilnehme.
Die Kündigung von zwei Angestellten bestätigte er. Allerdings habe das nichts mit der Wahl zu tun. Er warf den beiden Beschäftigten vielmehr vor, dass sie erst einen Betriebsrat gründen wollten, nachdem sie gekündigt worden seien - was beide heute scharf zurückwiesen. "Uns wurden keine konkrete Gründe genannt", sagten die beiden Ex-Beschäftigten am Freitag zur APA. "An unserer Arbeit ist zuvor nie etwas kritisiert worden."
Vor allem die Vehemenz, mit der die Betriebsratsgründung hätte verhindert werden sollen, mache ihn stutzig, sagte Gewerkschafter Huber heute . "Ich rufe darum alle Mitarbeiter auf, uns zu schreiben, ob es Verfehlungen bei Arbeitszeitgrenzen oder bei der Arbeitsplatzsicherheit gibt." Immerhin handle es sich bei Novogenia um ein Unternehmen, das Millionen von Euro an Steuergeldern erhalte, um Corona-Tests abzuwickeln.
"Viele fühlen sich eingeschüchtert"
Die zwei betroffenen Mitarbeiter wollen ihre Kündigung übrigens vor Gericht anfechten. "Viele unserer Ex-Kollegen würden von einem Betriebsrat profitieren, viele fühlen sich eingeschüchtert", sagten sie. Gerade weil das Unternehmen so rasch gewachsen sei, brauche es ein Sprachrohr zwischen den Beschäftigten und der Geschäftsführung.