Geplanter Chefwechsel bei VW sorgt im Konzern für Unmut
In einer kurzen Pflichtmitteilung hatte Volkswagen am Dienstag von einem bevorstehenden Umbau der Führungsspitze informiert. Überrascht waren davon nicht nur Börsianer und Branchenkenner, sondern auch Mitarbeiter und der Vorstand selbst. „Keiner wusste was. Das ist der helle Wahnsinn, was sich da abspielt“, sagt ein Insider. Vor allem die mangelnde Kommunikation des Aufsichtsrats wurde kritisiert. „Das öffnet massiven Spekulationen Tür und Tor.“
Denn Namen wurden in der Mitteilung nicht genannt. Für deutsche Medien war aber schnell klar, was das heißt: Konzernchef Matthias Müller muss seinen Platz für den bisherigen VW-Markenchef, den Österreicher Herbert Diess, freimachen.
Bei einer VW-Tochter erfuhren die Betriebsräte die Veränderung aus den Medien. „Hier herrscht Stirnrunzeln über die Art, wie das bekannt wurde“, so ein anderer Insider. Auch einige Konzernvorstände fühlen sich laut Handelsblatt vor den Kopf gestoßen. „Die Art und Weise, wie der Wechsel verkündet wurde, ist unsäglich“, sagte ein Manager der Zeitung.
Entrüstung
Als Konsequenz daraus will der langjährige Vorstand für Beschaffung, Francisco Javier Garcia Sanz (60), seinen Posten räumen. Selbiges könnte Finanzvorstand Frank Witter tun. Dieser ist dem Handelsblatt zufolge entrüstet über Diess’ Vorgehensweise gewesen. Aufsichtsratschef Hans Dieter Pötsch hatte am Dienstag die neun Vorstände gerade über den Chefwechsel informiert, da legte Diess seine eigenen detaillierten Pläne schon auf den Tisch – in Anwesenheit von Müller. Diess soll mit großer Macht ausgestattet werden und auch die Marken VW, Seat und Skoda selbst leiten.
Gehen soll auch Personalvorstand Karlheinz Blessing. Er soll durch Gunnar Kilian ersetzt werden, derzeit Generalsekretär und rechte Hand des Betriebsratsvorsitzenden Bernd Osterloh. Dieser würde damit einen noch stärkeren Einfluss erhalten, als er durch die bei VW besonders ausgeprägte Mitbestimmung ohnehin schon hat. Auch Porsche-Chef Oliver Blume soll in den Vorstand aufrücken.
Die schlechte interne Kommunikation sollte auch Thema im Aufsichtsrat werden, der ab dem späten Donnerstagnachmittag tagte. Das 20-köpfige Gremium sollte formal die Veränderungen im Vorstand absegnen.