Geldanlage in Österreich: Aktien? "Da kann man viel verlieren"
Von Irmgard Kischko
Die Österreicher sparen brav und sogar wieder mehr als in den unmittelbaren Jahren nach der Finanzkrise 2008. Laut einer IMAS-Umfrage im Auftrag der Erste Bank legen sie durchschnittlich 245 Euro im Monat zur Seite, 2015 waren es 201 Euro.
An diesem Trend wäre grundsätzlich nichts auszusetzen, würden die Österreicher nicht den Großteil ihrer Ersparnisse wie traditionell üblich aufs Sparbuch legen. Satte 80 Prozent gaben in der Umfrage an, dass sie das Sparbuch bevorzugen. An zweiter Stelle in der Beliebtheitsskala der Sparprodukte landete Bausparen, dahinter die Lebensversicherungen. Erst dann werden Wertpapiere genannt.
Und was fällt den Österreichern als erstes ein, wenn sie an Aktien denken? „Damit kann man viel Verlust machen“, kreuzten 67 Prozent der Befragten an. Thomas Schaufler, Vorstand der Erste Bank Österreich und steter Kämpfer für die Verbreitung von Aktien- und Fonds-Veranlagung, fragt sich angesichts dieser Ergebnisse, was denn da schief laufe in Österreich.
Ein Punkt sei sicher die Bildung, ist er überzeugt. Denn die Umfrage hat hier erschreckende Lücken zu Tage gebracht: 91 Prozent wissen nicht, was Anleihen sind, 48 Prozent nicht einmal, was Zinsen sind.
Da braucht man sich nicht wundern, dass die Mehrheit lieber Kaufkraftverluste am Sparbuch schluckt, als Geld in Aktien oder Fonds zu stecken. Dass die Österreicher damit jährlich fünf Milliarden Euro an Kaufkraft verlieren, weil die Inflation mit Sparzinsen längst nicht mehr Schritt hält, ärgert zwar Schaufler, aber nicht so sehr die Sparer.
„Zuckerl“ für Fonds-Sparer
Um mehr Anleger in Investmentfonds zu locken, hat die Erste Bank jetzt ein kostengünstiges Produkt aufgelegt: das so genannte „sFonds Plan Depot“. Bei diesem Produkt können die Sparer den Fondsmix selbst mitgestalteten. Depotgebühr verrechnet die Erste Bank für die ersten drei Jahre nicht.
Nach längerer Pause bietet die Erste Bank auch wieder eine Garantie-Veranlagung an. Wegen der niedrigen Zinsen wurden diese Produkte über Jahre ausgesetzt, da sie keinen Ertrag brachten. Nun aber würden die Zinsen allmählich steigen, sagt Erste-Analystin Gudrun Egger. Damit würden auch Garantieprodukte wieder rentabel. Schaufler schätzt, dass 1,5 Prozent Ertrag im Jahr zu erzielen sein müssten.
Da kommt auch das Bausparen trotz der staatlichen Prämie kaum mehr mit. Denn auch kommendes Jahr bleibt die Prämie auf die jährlichen Einzahlungen wie heuer bei 1,5 Prozent. Das bedeutet: Wer die höchstmögliche geförderte Summe von 1200 Euro im Jahr aufs Bausparkonto legt, erhält 18 Euro vom Staat dazu.