Wirtschaft

Gaspreis sinkt weiter und liegt bei weniger als 50 Euro

Der Preis für europäisches Erdgas geht weiter zurück. Doch leider ist der Großhandel nicht der Einzelhandel, sonst könnten sich auch Österreichs Haushalte längst über sinkende Preise freuen. Denn die Preise für den Endkunden orientieren sich an einem Durchschnittspreis der vergangenen zwölf Monate, und so kann es noch einige Monate dauern, bis das Preisniveau auch für Haushalte sinkt.

Hohe Abhängigkeit

Am Freitag ist jedenfalls der maßgebliche europäische Großhandelspreis (Terminkontrakt TTF zur Auslieferung in einem Monat) neuerlich gefallen. Und zwar auf knapp unter 50 Euro je Megawattstunde und damit auf den niedrigsten Stand seit gut eineinhalb Jahren. Zuletzt war dieses Niveau im August 2021 erreicht worden, also noch rund sechs Monate vor dem russischen Überfall auf die Ukraine.

In der Spitze wurden im Vorjahr danach Preise von mehr als 300 Euro gezahlt, nachdem Erdgas früher längere Zeit um die 20 Euro gekostet hatte. Die einst hohe Abhängigkeit von russischem Gas hat 2022 zu einer regelrechten Energiekrise geführt.

Der aktuelle Preisrückgang, der sich bereits seit vergangenem Sommer vollzieht, geht vor allem auf gut gefüllte Erdgasspeicher, hohe Importe auch von Flüssiggas und eine wetterbedingt niedrigere Nachfrage zurück. Hinzu kommen Einsparungen vor allem in der Industrie, die aus Kostengründen weniger herstellt.

Vertrag unterzeichnet

Um die Gasversorgung auf sicherere Beine zu stellen, unterzeichneten am Freitag Österreichs Umweltministerin Leonore Gewessler und der deutsche Wirtschaftsminister Robert Habeck (beide von den Grünen) einen länger angekündigten Gasliefervertrag. Genauer, einen Gasdurchleitungsvertrag zwischen Deutschland und Österreich.

In diesem Abkommen wird die gemeinsame Verantwortung zur Nutzung und Befüllung der beiden österreichischen RAG-Erdgasspeicheranlagen „Haidach“ und „7Fields“ vereinbart. Zentral ist, dass die Verantwortung für das Befüllungsziel der beiden Erdgasspeicher, die in Österreich liegen, aber bisher überwiegend an das deutsche Netz angeschlossen sind, nun gemeinsam getragen wird. Das Befüllungsziel werde nun in der Gesamtbetrachtung zwischen Österreich und Deutschland aufgeteilt, hieß es dazu.

Fundamentale Bedeutung

Enthalten ist in dem Vertrag aber auch eine Verständigung zum Transport der gespeicherten Gasmengen im Fall einer Mangellage in die Bundesländer Tirol und Vorarlberg – also von Haidach in Oberösterreich aus über Deutschland in Österreichs Westen.

Das ist für Tirol und Vorarlberg im Krisenfall von fundamentaler Bedeutung. Tirols Landeshauptmann Anton Mattle (ÖVP) zeigte sich ob des Vertrages „beruhigt“ und versprach, „alles daran zu setzen“, um aus fossilen Energieträgern herauszukommen. Der Ausstieg „funktioniert aber nicht von heute auf morgen“, sagte er in einer Aussendung. „Deshalb brauchen wir Brückenenergieträger, wie Gas einer ist“, meinte Mattle.

Der Tiroler Landeschef wollte sich aber „nicht nur auf Gespräche zwischen Wien und Berlin“ verlassen: „Vertrauen ist gut, Eigenständigkeit ist besser. Deshalb ist es immer noch unser Ziel, Tirol direkt an das österreichische Gasnetz anzuschließen.“