"Game of Thrones": Wo der "Set-Jetting"-Tourismus blüht
Schneesturm, düsteres Licht, karge Landschaft: Der Beginn der achten GoT-Staffel wird eiskalt. Die Dreharbeiten im "Land nördlich der Mauer", besser bekannt als Island, fanden diesmal im Winter statt. Viele Isländer hoffen, dass die Fans ihren Stars folgen und ebenfalls im Winter auf die Insel kommen, um die Original-Schauplätze zu besichtigen. In den Sommermonaten tummeln sich nach Meinung vieler Einheimischer bereits viel zu viele Besucher auf den nur wenigen Natur-Schauplätzen. Eine Entflechtung der Touristenströme wäre daher höchst willkommen. Die isländische Billigfluglinie "Wow Air", die 30 Prozent der Touristen auf die Insel brachte, könnte da unfreiwillig mithelfen. Sie ging kürzlich pleite.
Wie keine andere Serie kurbelt "Games-of-Thrones" den Tourismus an. Allein in Island stieg die Zahl der Ankünfte seit Beginn der Staffel jährlich um 20 Prozent.
Hauptstadt Kroatien
Pro Serie gibt es viele, ausgewählte Plätze, die für einen Dreh meist kaum verändert werden, damit der Wiedererkennungswert erhalten bleibt. Die meisten Drehorte befinden sich in Kroatien, Spanien, Nordirland, Island, Marokko und Malta. Königsmund, die fiktive Hauptstadt Westeros, liegt in Kroatien. Die Hafenstadt Dubrovnik gilt als Mekka des "Set-Jetting"-Tourismus. Geführte Touren durch Altstadt, Burg und Insel Lokrum ("Eiserner Thron") locken Selfie-Stick-Horden aus der ganzen Welt an. Auch der kleine Botanische Garten im Örtchen Trsteno gelangte durch die Serie zur Berühmtheit: Als die Gärten von Königsmund.
Weil die "Perle der Adria" nur noch 1000 Einwohner, dafür bis zu 10.000 Besucher pro Tag zählt, zog die Stadt nach langen Debatten über die Grenzen des Massentourismus ("Overtourism") jetzt die Konsequenzen. Die Zahl der Tagesbesucher wird auf 5000 limitiert, ab 2021 ein Tageseintritt in die Altstadt von 1 Euro pro Kreuzfahrt-Passagier verlangt.
Viele Tour-Anbieter locken GoT-Fans auch nach Spanien, wo an acht Orten Szenen der Fantasy-Serie gedreht wurden. Während die Film-Fans in den Tourismushochburgen Sevilla, Cordoba oder Caceres nicht besonders auffallen, sind sie im Naturpark Bardenas Reales im Norden von Spanien weithin zu erkennen. Denn nur wenige Touristen zieht es in diese Gegend. Bardenas Reales ist eine ungewöhnliche Wüstenlandschaft mit Gesteinsformationen, die im Sonnenlicht in den unterschiedlichsten Farben leuchten. Eine perfekte Kulisse für Fantasy-Filme. In der Serie wurde die Landschaft in das Dothraki Meer verwandelt, das Daenerys durchqueren musste.
Künstliche Welten
"Set-Jetting"-Tourismus scheidet die Geister. Einerseits bringt er vor allem junges Publikum und spült Geld in die Kassen örtlicher Gastronomie und Dienstleister wie Taxler oder Tour- Guides. Andererseits geht Authentisches verloren und die vielen Tagestouristen hinterlassen Berge von Müll.
Die Serie geht zu Ende, die Vermarktung der Drehorte noch lange nicht. So sollen in Nordirland berühmte Plätze wie Winterfell oder die Schwarze Festung in touristische Attraktionen umgewandelt werden. Der US-Sender HBO will sie "Game of Thrones Legacy attractions" nennen, also "Attraktionen zum Game of Thrones-Vermächtnis". Die Idee ist nicht neu und gibt es auch in Tirol schon. Nach dem James-Bond-Dreh in Sölden entstand dort die 007-Elements-Erlebniswelt.