FTX-Gründer Bankman-Fried hat "nie versucht, Betrug zu begehen"
Der Gründer und ehemalige Chef der inzwischen bankrotten Kryptobörse FTX, Sam Bankman-Fried, hat sich von Betrugsvorwürfen distanziert. "Ich habe nie versucht, einen Betrug zu begehen", sagte er in einem einstündigen Video-Interview auf einer Veranstaltung der Zeitung "New York Times" am Mittwoch. Er glaube zudem nicht, dass er strafrechtlich haftbar sei. Es war Bankman-Frieds erster öffentlicher Auftritt seit dem Zusammenbruch seines Unternehmens im November.
Er konzentriere sich jetzt nicht auf die Betrugsvorwürfe. "Es wird für mich eine Zeit und einen Ort geben, an dem ich über mich selbst und meine eigene Zukunft nachdenken kann."
Bankman-Fried sagte, er befinde sich auf den Bahamas und gebe das Interview gegen den Rat seiner Anwälte. Auf dem Video war der 30-Jährige in einem Raum zu sehen, er trug ein T-Shirt und trank ab und zu aus einem Kaffeebecher. Auf die Frage, ob er in die USA kommen könne, antwortete er, seinem Kenntnisstand zufolge könne er das.
Seinerzeit Milliarden schwer
Bankman-Fried hatte nach dem Studium zunächst bei einem Broker an der Wall Street angeheuert und sich 2017 mit der Brokerfirma Alameda selbstständig gemacht. Mit dem Geld aus Spekulationen mit Kryptowährungen gründete er zwei Jahre später FTX, deren Geschäft explosionsartig wuchs. 2021 machte das Handelsvolumen zehn Prozent des Weltmarktes aus. Im selben Jahr landete er mit einem geschätzten Vermögen von 26,5 Mrd. Dollar (25,54 Mrd. Euro) auf der Liste der reichsten Amerikaner des Magazins "Forbes". In dem Interview am Mittwoch sagte Bankman-Fried nun, dass er "fast nichts" mehr habe und nur noch eine funktionierende Kreditkarte mit "vielleicht 100.000 Dollar auf dem Bankkonto" besitze.
Er habe versucht, Gelder von FTX und seiner Brokerfirma Alameda nicht zu vermischen. Aber als FTX kein entsprechendes Bankkonto gehabt habe, hätten einige Kunden Geld an Alameda überwiesen, das FTX gutgeschrieben wurde, was wahrscheinlich zu Abweichungen geführt habe. Er bedauere, dass er dem Risikomanagement in den vergangenen ein, zwei Jahren wenig Aufmerksamkeit gewidmet habe. Hier hätten seine Unternehmen "komplett versagt". "Es gab keine Person, die hauptsächlich für das Positionsrisiko der Kunden bei FTX verantwortlich war, und das ist im Nachhinein ziemlich peinlich."
Der Liquiditätsengpass bei FTX entstand früheren Reuters-Informationen zufolge, nachdem Bankman-Fried im Stillen zehn Milliarden Dollar an FTX-Kundengeldern an seine eigene Brokerfirma Alameda Research verschoben hatte. Mindestens eine Milliarde Dollar davon sei verschwunden. Bankman-Fried sagte Reuters im November, das Unternehmen habe nicht "heimlich transferiert", sondern seine "verwirrende interne Kennzeichnung" falsch gelesen. FTX meldete Konkurs an und Bankman-Fried trat am 11. November als Chef zurück, nachdem Händler innerhalb von drei Tagen sechs Milliarden Dollar von der Plattform abgezogen hatten und die konkurrierende Börse Binance einen Rettungsversuch abgebrochen hatte. Die Notlage von FTX versetzte den gesamten Kryptowährungsmarkt in Turbulenzen. Inzwischen laufen Ermittlungen in dem Fall, unter anderem von der Börsenaufsicht SEC. Einem Insider zufolge hat auch die US-Staatsanwaltschaft in Manhattan mit Untersuchungen begonnen.