Wirtschaft

Grande Nation auf Schrumpfkurs

Frankreichs Konjunkturmotor will nicht anspringen: Die Produktion in den Unternehmen ging binnen eines Jahres um drei Prozent zurück, die Industrie verzeichnete übers Jahr gesehen gar ein Minus von fast vier Prozent. Die Geschäfte für die französische Privatwirtschaft liefen so schlecht wie zuletzt 2009. Für die Exporteure aus der zweitgrößten Volkswirtschaft der Eurozone läuft es derzeit auch nicht rosig. Während sich die Eurozone mühsam aus der Rezession herausarbeitet, wird Frankreich wohl weiter abfallen, zeigten jüngst mehrere Konjunkturbarometer. Sogar die Europäische Zentralbank sah sich veranlasst, an die Regierung in Paris zu appellieren und eine Verbesserung der Wettbewerbsfähigkeit der Wirtschaft einzufordern. Denn auch dort kann die zweitgrößte Volkswirtschaft nur mehr schwer mithalten: Die Lohnstückkosten sind seit 1999 um 30 Prozent gestiegen (Euroraum: +24%).

Nun dürfte auch das geplante Defizitziel von drei Prozent der Wirtschaftsleistung verfehlt werden: "Ich denke, es ist wahrscheinlich", sagte Außenministers Laurent Fabius am Mittwoch und bestätigte damit eine Einschätzung des französischen Rechnungshofes. Dessen Präsident Didier Migaud lobte am Dienstag bei der Vorstellung des Jahresberichtes zwar Steuererhöhungen und Einsparungen in Höhe von 38 Mrd. Euro, wies aber darauf hin, dass das Wachstum „wahrscheinlich niedriger“ ausfallen werde, als mit 0,8 Prozent geplant. Zum Vergleich: Der Internationale Währungsfonds traut dem Land heuer nur ein Wachstum von 0,3 Prozent zu. Präsident Hollande stellte daraufhin eine Korrektur der Prognose in Aussicht: "Es bringt nichts, Ziele vorzugeben, wenn sie nicht erreicht werden können."

Werkschließungen sollen verboten werden

Aufhorchen ließ Hollande Anfang der Woche: Bis zum Sommer wolle er ein Gesetz ausarbeiten, das profitablen Unternehmen untersagt, Werke einfach zu schließen, schreibt die Presse. Sie sollen stattdessen gezwungen werden, einen Käufer für den Standort zu finden, selbst wenn der Käufer ein direkter Konkurrent sein sollte. Damit sollen Werksschließungen verhindert werden. Diese Idee hat ursprünglich Industrieminister Arnaud Montebourg geboren, als im Herbst des Vorjahres der Stahlkonzern Arcelor-Mittal mittels "Zwangsverstaatlichung" von der Schließung eines Werkes in Florange abgehalten werden sollte. Arcelor-Mittal setzte sich letzten Endes durch und beendete den Betrieb beider Hochöfen.

PSA Peugeot Citroen mit Rekordverlust

Werksschließungen stehen auch bei PSA Peugeot Citroen im Raum. Um aus der Verlustzone zu kommen, sollen mehr als 8.000 Arbeitsplätze wegfallen und ein Werk bei Paris geschlossen werden.

Im Jahr 2012 hat der angeschlagene Autohersteller mit fünf Milliarden Euro den höchsten Nettoverlust seiner Geschichte geschrieben. Dies sei auf die Abhängigkeit vom schwierigen europäischen Markt sowie Abschreibungen in Höhe von 4,7 Mrd. Euro zurückzuführen, teilte das Unternehmen am Mittwoch mit. Im Jahr davor hatte das Unternehmen noch einen Nettogewinn von 588 Mio. Euro erzielt. Der Konzernumsatz ging um 5,2 Prozent auf 55,4 Mrd. Euro zurück.

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Für den PSA-Vorstandsvorsitzenden Philippe Varin spiegeln die Zahlen "das verschlechterte Umfeld in der Automobilbranche in Europa" wider. Vor allem in Südeuropa hat PSA erhebliche Absatzprobleme. Deswegen hat der Konzern laut Varin den "schwierigen, aber notwendigen Prozess zur Reorganisation unserer Produktionsstätten in Frankreich" eingeleitet. "Die Grundlagen für unsere Erholung sind gelegt", versicherte er.

Der Konzern ist nach VW Europas zweitgrößter Autobauer. Er investierte aber nur zögerlich in Wachstums- und Schwellenländer und wurde von der aktuellen Absatzkrise in Europa deswegen besonders schwer getroffen. 2012 brach der Absatz gegenüber dem Vorjahr um 16,5 Prozent auf 2,97 Millionen Fahrzeuge ein.

Das Automobilwerk des französischen Konzerns PSA Peugeot-Citroen im westslowakischen Trnava wird auch im März seine Produktion drosseln müssen. Nach einem Produktionsstopp im Jänner und den bereits angekündigten vier arbeitsfreien Tagen im Februar sollen die Fließbänder in der Fabrik auch im März für weitere vier Tage angehalten werden, bestätigte ein Firmensprecher. Begründet wird der Stopp erneut mit der sinkenden Nachfrage.