Fairtrade Österreich rechnet mit Umsatzplus
Die Coronakrise hat die Nachfrage nach Waren mit dem Fairtrade-Siegel - etwa Kaffee, Bananen und Schokolade - hierzulande nicht einbrechen lassen. "Unsere Produkte haben sich gut verkauft", sagte Fairtrade-Österreich-Chef Hartwig Kirner zur APA. Wenig Nachfrage gab es in Corona-Zeiten nach Rosen und Gastro-Kaffee. Für das Gesamtjahr erwartet Kirner trotz sinkender Kaufkraft ein Umsatzplus.
"Der faire Handel wird aus der Krise ohne gröbere Probleme herauskommen", erwartet der Fairtrade-Österreich-Chef. "Die Menschen kochen mehr, und Lebensmittel haben wieder einen höheren Wert bekommen." Auch die Lebensbedingungen der Bauern könnten dadurch mehr Aufmerksamkeit bekommen.
Nachhaltigkeit
Das Fairtrade-Siegel wird an Produkte vergeben, bei denen Kleinbauern und Plantagenarbeiter einen garantierten Mindestpreis bekommen und bessere Arbeitsbedingungen herrschen. Außerdem soll vor Ort in Bildungs- und Entwicklungsprojekte investiert und umweltfreundlich produziert werden. Fairtrade steht in Konkurrenz zu anderen Nachhaltigkeitssiegeln wie Rainforest Alliance/UTZ.
Vor 27 Jahren startete Fairtrade in Österreich mit dem Verkauf von Kaffee, weitere Produkte folgten. Fairtrade Österreich vergibt an Händler und Produzenten gegen Lizenzgebühren das Recht, das Logo zu nutzen. Ein deutliches Absatzplus bei Bananen und Kaffee haben den geschätzten Umsatz von Fairtrade zertifizierten Produkten in Österreich im Jahr 2019 um 5 Prozent auf 351 Mio. Euro steigen lassen. Der Fairtrade-Umsatz verteilte sich hierzulande auf Schokolade/Süßwaren (42 Prozent Umsatzanteil), Bananen (19 Prozent), Kaffee (15 Prozent), Säfte und alkoholfreie Getränke (10 Prozent). Mit großem Abstand folgten Baumwolle (5 Prozent) und Rosen (4 Prozent).
Verbraucher in Österreich gaben 2019 im Schnitt 40 Euro für fair gehandelte Produkte aus, ähnlich viel wie in Großbritannien und Niederlande. Weltweiter Spitzenreiter ist die Schweiz mit rund doppelt so hohen Pro-Kopf-Ausgaben.
Die Folgen der Corona-Pandemie für Bauern in Afrika, Lateinamerika und Asien ist derzeit noch nicht abschätzbar. In den meisten Anbauländern der Fairtrade-Produkte war die Gesundheitsversorgung und Wirtschaft vor der Coronakrise bereits fragil. Die Landwirte litten in den vergangenen Jahren unter niedrigen Erzeugerpreisen für Kaffee und Kakao. Auch kann via Fairtrade oftmals nicht die komplette Ernte verkauft werden. Bei Kakao wird im Schnitt 50 Prozent der zertifizierten Ware dann auch mit dem Fairtrade-Siegel abgesetzt werden, bei Kaffee liegt der Wert nur bei 30 Prozent. Um den Anteil zu steigern, müsse man mehr verkaufen, so der Fairtrade-Österreich-Chef. Wachstumsmöglichkeiten für fair gehandelte Waren gebe es in vielen Ländern weltweit.