Endlich Licht: Eurozone kämpft sich aus Rezession heraus
Von Christine Klafl
Schuldenkrise, Sparkurs, Rekordarbeitslosigkeit – viele werden diese Wörter nicht mehr hören können. Jetzt gibt es endlich positive Nachrichten. Nachdem Umfragen bei Managern und Börsianern bereits signalisiert hatten, dass sich die wirtschaftliche Situation der Eurozone verbessert, wurde am Mittwoch dieses Stimmungsbild mit harten Fakten unterlegt; wenn auch vorläufig mit geschätzten Daten. Laut Statistischem Amt der Europäischen Union (Eurostat) war die Wirtschaftsleistung der Eurozone im zweiten Quartal um 0,3 Prozent höher als im ersten Quartal. Das klingt zwar nicht sehr sportlich, ist aber dennoch ein ordentlicher Bauchaufschwung. Denn die sechs Quartale davor magerte die Euro-Wirtschaft durchgehend ab. Die Eurozone hat damit die längste Rezession ihrer Geschichte hinter sich bringen können.
Viel besser als gedacht geht es Deutschland und Frankreich, die zusammen für fast die Hälfte der Wirtschaftsleistung im Währungsraum verantwortlich zeichnen. Deutschland meldet ein Quartals-Plus von 0,7 Prozent, Frankreich eines von 0,5 Prozent. Eine weitere positive Nachricht: Die Nummern drei und vier im Euroraum, Italien und Spanien, haben das Ende der Rezession beinahe erreicht. Ihre Wirtschaftsleistung ging nur noch leicht zurück. Als Wachstumskaiser erwies sich ausgerechnet das krisengebeutelte Portugal. Vor allem ein deutliches Anziehen der Exporte brachten ein Quartalswachstum von 1,1 Prozent.
Österreich
Die heimische Wirtschaft ist um 0,2 Prozent gewachsen und damit weniger deutlich als Haupthandelspartner Deutschland. Die deutsche Wirtschaft hat sich allerdings in den Quartalen davor schlechter entwickelt als die österreichische. Ein weiterer Unterschied zwischen den beiden Nachbarn: In Deutschland gaben die Verbraucher mehr Geld aus, der private Konsum legte zu. Die Österreicher halten sich dagegen zurück, die Ausgaben der privaten Haushalte stagnieren. „Die Deutschen hatten eine höhere Sparquote, das Ersparte wird jetzt angeknabbert“, erklärt Marcus Scheiblecker vom Wirtschaftsforschungsinstitut (WIFO). Dafür hätten sich in Österreich die Exporte besser entwickelt. Bei den Ausfuhren in die USA gebe es einen regelrechten Boom.
Das heimische Wachstum von 0,2 Prozent ist zwar nicht fulminant, „aber wir sind besser als ursprünglich gedacht“, sagt Christian Keuschnigg, Chef des Instituts für Höhere Studien (IHS). Keuschnigg kann mittlerweile „mit einiger Sicherheit“ davon ausgehen, dass das vorausgesagte Wirtschaftswachstum von 0,6 Prozent im Gesamtjahr zu schaffen ist. „Im Juni war das noch sehr unsicher“, sagt der Ökonom.
Für große Euphorie gibt es dennoch keinen Grund, vor allem was den Arbeitsmarkt betrifft. „Das Wachstum reicht noch nicht aus, um die Arbeitslosenraten nach unten zu bringen“, so Keuschnigg. Das gilt für die Eurozone wie auch für Österreich.
Dass die Eurozone zerbrechen könnte, davon geht so gut wie niemand mehr aus. Die Konsequenz: Es fließen wieder Investitionen in die Eurozone. Das ist mit ein Grund, warum der Euro gegenüber dem US-Dollar in den vergangenen Wochen an Wert gewonnen hat. Für den Herbst sagt die Mehrheit der Analysten allerdings einen Rückgang des Eurokurses auf 1,28 Dollar voraus. Die Begründung: Vielleicht schon bei ihrer September-Sitzung werden die US-Notenbanker beschließen, die Aufkäufe von Wertpapieren (derzeit 85 Mrd. Dollar pro Monat) zu reduzieren. Wird die ultralockere Geldpolitik der Amerikaner gedrosselt, drückt das den Dollarkurs nach oben, wird erwartet.