Dietrich Mateschitz ist 75: Das Reich des Dosen-Milliardärs
Von Anita Staudacher
Der „Ober-Bulle“ ist 75: Für Red-Bull-Gründer Dietrich Mateschitz, Selfmade-Milliardär und reichster Österreicher, wohl noch lange kein Grund, beruflich kürzer zu treten. Nach eigenen Aussagen trinkt er selbst jeden Tag zehn bis zwölf Dosen seines Getränks, das laut Werbung Flügel verleihen soll. Alle wichtigen Entscheidungen im Firmenimperium trifft der Zampano nach wie vor selbst. Ein Nachfolger ist aber in Sicht. Sein Sohn Mark (27), er stammt aus einer früheren Beziehung von Mateschitz, hat mittlerweile dessen Nachnamen angenommen und leitet die hauseigene Brauerei „Thalheim“. Als Übungswiese sozusagen.
Red-Bull-Story
Die „Red-Bull-Story“, die den gebürtigen Steirer zu dem machte, was er heute ist, ist bekannt. Wer sie noch nicht kennt: Nach dem Uni-Abschluss heuerte Mateschitz beim Zahnpasta-Hersteller Blendax an, wo er zum Marketingdirektor aufstieg. Im Zuge einer seiner Dienstreisen wurde er in Thailand auf die Familie Yoovidhya und das von ihr entwickelte Aufputschgetränk aus Koffein und Taurin mit dem Namen „Krating Deang“ (auf Englisch: Red Bull) aufmerksam. Am 1. April 1987 brachte er das Getränk mit leicht veränderter Rezeptur in Österreich auf den Markt. Die Idee mit dem Aufputschen erwies sich als höchst profitable Erfolgsgeschichte. Heute ist es die drittwertvollste Getränkemarke der Welt.
6,8 Milliarden Dosen
Im Vorjahr verkaufte Red Bull 6,8 Milliarden Dosen des Energydrinks in 171 Ländern der Welt (siehe Grafik). Die 51-Prozent-Mehrheit am Konzern halten nach wie vor die Thailänder, die laut Gesellschaftsvertrag auch bei der Mateschitz-Nachfolge gefragt werden müssen. Beide Gesellschafter belassen jeweils die Hälfte „ihres“ Gewinns im Unternehmen, das ohne Bankkredite auskommt. Die Steuern werden in Österreich bezahlt, laut Mateschitz gibt es keine windigen Steuerkonstrukte mit Sitz in Panama oder auf den Cayman Islands.
Mäzen und Investor
Der Red-Bull-Boss selbst – mit einem Vermögen von 16,9 Mrd. Euro auf Rang 53. im Forbes-Milliadärsranking – legt sein Geld gut an. Er besitzt Wirts- und Gutshäuser, erwarb Schlösser, Hotels und eine Brauerei – und ließ sie liebevoll renovieren. Ihm gehören zudem Wälder, Weinberge und Fischteiche – sowie eine Insel im Südpazifik. Er tritt ferner als Spender und Mäzen in Erscheinung. Abgehoben hat er wegen des Reichtums nie. Der bekennende Jeansträger tritt gerne selbstbewusst, aber auf Vorsicht bedacht auf, stellt lieber sein Produkt in den Mittelpunkt als sich selbst. Der „Didi“, wie ihn Freunde nennen, scheut die Öffentlichkeit, vieles im Red-Bull-Reich bleibt im Dunkeln.
Medienmogul
Neben seines Engagements im Sport (siehe eigener Artikel) baute Mateschitz in den vergangenen Jahren ein Medienimperium auf. Das 2007 gegründete Red Bull Media House ist nach Umsatz das zweitgrößte Medienunternehmen Österreichs. Sein Credo: Er wolle die „Meinungsdiktatur“ brechen.
Ibiza-Video
Politisch hält sich Mateschitz zurück. In einem seltenen Interview vor der Wahl 2017 ließ er Sympathie für die Politik von ÖVP und FPÖ durchblicken. Im ominösen „Ibiza-Video“ mit Heinz-Christian Strache kommt der Milliardär gleich mehrfach vor. Strache, der sich im Video selbst als „Red Bull Brother from Austria“ bezeichnet, spricht davon, den ORF eventuell zugunsten von Mateschitz privatisieren zu wollen. An anderer Stelle äußert er sich jedoch skeptisch. Mateschitz „versteht das Geschäft nicht“.