Wirtschaft

Die Teenager-Jahre des Euro sind vorbei

13,7603 – können Sie mit dieser Zahl etwas anfangen? Exakt so viele Schilling wog ein Euro, als die Gemeinschaftswährung an den Start ging. In Form von Münzen und Scheinen gab es die neue Währung zwar erst Ende 2001, Anfang 2002. Als Recheneinheit (Buchgeld) feiert der Euro aber heute seinen 20. Geburtstag. Damals führten elf EU-Mitgliedsstaaten, darunter Österreich, den Euro ein, bald darauf „schummelte“ sich Griechenland mit geschönten Defizitzahlen in diesen Klub.

Während Ältere zumindest bei größeren Anschaffungen noch in die „alte“ Währung umrechnen, ist für Jüngere der Schilling fremd. Mario Draghi, der Chef der Europäischen Zentralbank, sagte denn auch: „Nach 20 Jahren ist nun eine Generation herangewachsen, die keine andere Landeswährung mehr kennt.“

Teuro?

Schon sehr früh handelte sich die Gemeinschaftswährung den Ruf ein, für eine höhere Inflation verantwortlich zu sein. Beim Umrechnen hätten Händler oder Gastronomen öfter auf- als abgerundet, lautete der Verdacht. Der „Teuro“ wurde sogar zum Wort des Jahres 2002. Die Daten widerlegen allerdings dieses Gefühl: Im Zeitraum 1988 bis 1998 lag die durchschnittliche Teuerungsrate in Österreich (Harmonisierter Verbraucherpreisindex) bei 2,2 Prozent pro Jahr. Seit der Euro-Buchgeldeinführung 1999 machte sie hingegen nur 1,8 Prozent pro Jahr aus.

Laut Umfrage der Oesterreichischen Nationalbank sind drei Viertel der heimischen Bevölkerung mit dem Euro zufrieden. Die Zustimmung zum Euro sei damit wieder auf jenem Niveau, das er nach der Einführung vor 20 Jahren über lange Jahre hatte, so die OeNB.

Die Österreichische Gesellschaft für Europapolitik (ÖGfE) hat bei einer Umfrage vor Weihnachten tiefer „gebohrt“ und verschiedene Themenbereiche abgefragt. Sehr großes bzw. großes Vertrauen in den Euro haben jetzt wieder 57 Prozent der Befragten (siehe Grafik). „Zwar ist das Vor-Krisenniveau noch nicht erreicht. Gegenüber dem Tiefstwert vom Herbst 2012 hat sich das Euro-Vertrauen jedoch um 19 Prozentpunkte gesteigert“, ÖGfE-Generalsekretär Paul Schmidt.

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Zwei Drittel der Befragten sind davon überzeugt, dass der Euro als gemeinsame Währung langfristig Bestand haben wird. Dieser Wert ist relativ konstant. Die Zahl jener, die nicht an den Fortbestand glauben, ist spürbar gesunken.

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Mit 83 Prozent eine überwiegende Mehrheit ist davon überzeugt, dass der Euro für die Stellung der EU in der Weltwirtschaft wichtig ist. Weniger deutlich ist das Meinungsbild, wenn es etwa um die Weiterentwicklung der EU geht. Diese bejahen sechs von zehn Befragten, für 29 Prozent ist der Euro in dieser Hinsicht aber eher nicht oder gar nicht wichtig. Die Bedeutung des Euro in dieser Frage hat in den vergangenen Jahren sogar leicht abgenommen.

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Unentschlossen

Zu diesem Ergebnis passt auch die Antwort auf die Frage, ob der Euro die gemeinsame Währung aller EU-Mitglieder sein sollte – wenn diese die Kriterien dafür erfüllen. Aktuell stimmen dem nur noch 63 Prozent zu, deutlich weniger als noch im Herbst 2017. Die Zahl der Unentschlossenen ist stark gestiegen (siehe Grafik). „Die politischen Divergenzen, insbesondere in der Migrationspolitik, haben hier durchaus Spuren hinterlassen“, stellt ÖGfE-Generalsekretär Schmidt fest.

Immerhin sechs von zehn Befragten sprechen sich dafür aus, dass die Länder, die in der Eurozone sind, ihre Zusammenarbeit weiter vertiefen. Schmidt: „Da steht Konsolidierung und bessere Zusammenarbeit an erster Stelle, auch um das Risiko neuerlicher Krisensituationen zu minimieren.“

Dessen sind sich auch die Euro-Verantwortlichen und die Politik bewusst. Die Wirtschafts- und Währungsunion müsse vollendet und zu einer echten Finanz-, Fiskal- und politischen Union ausgebaut werden, fordert etwa Antonio Tajani, Präsident des Europäischen Parlaments – stellvertretend für viele andere. In einem Europa der vielen Stimmen wird es auf dem Weg dorthin aber vermutlich noch viele Gipfeltreffen geben müssen.

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340 Millionen

An den Euro-Start vor 20 Jahren gingen elf Staaten. Mittlerweile hat der Euro-Klub 19 Mitglieder mit 340 Millionen Einwohnern. Besonders exportorientierte Volkswirtschaften wie Österreich und Deutschland profitierten. In den vergangenen zwei Jahrzehnten schaffte Österreich ein stärkeres Wachstum als der Euroraum-Durchschnitt. Eindeutige Vorteile für Konsumenten: Die Preise im Euroraum sind ohne Umrechnen leicht vergleichbar, die Spesen fürs Geldwechseln sind Geschichte.