Die Öl-Connection: Warum Gas teurer wird
Von Irmgard Kischko
Mehr als eine Million österreichische Haushalte heizen mit Erdgas. Nach jahrelang sinkender Heizrechnung werden sie für die eben begonnene kalte Jahreszeit fürs Heizen tiefer in die Tasche greifen müssen. Quer durch Österreich haben die Gasversorger die Preise angehoben. Ein durchschnittlicher Haushalt mit einem Jahresverbrauch von 15.000 Kilowattstunden Erdgas zahlt - je nach Lieferant - um 25 bis 40 Euro mehr im Jahr.
Warum Gas teurer wird
Der Grund für die Preiserhöhung ist einfach erklärt: Die Bezugspreise für die Versorger steigen. Und die steigen, weil Öl seit dem Preissturz Mitte 2014 deutlich teurer geworden ist. Die Erdgaspreise hängen traditionell am Ölpreis, weil Großverbraucher wie Industrie und Kraftwerke zwischen diesen beiden Energiequellen - je nach Preis - rasch wechseln können. Der Gaspreis für die Endverbraucher folgt dem Ölpreis üblicherweise mit einiger Zeitverzögerung und bei weitem nicht im gleichen Ausmaß. Das ist gut, wenn der Ölpreis steigt, wie es heuer der Fall war, aber schlecht, wenn er fällt. Dann zahlen die Endverbraucher lange noch einen hohen Gaspreis, während Öl längst schon billig ist.
Die Importverträge sind großteils auf viele Jahre abgeschlossen. Die OMV etwa hat kürzlich ihren Gasbezugsvertrag mit der russischen Gazprom bis 2040 verlängert.
Woher das Erdgas kommt
Österreich hat selbst nur vergleichsweise wenig Gas. Die Eigenproduktion von OMV und RAG (gehört EVN und einigen Landesversorgern) macht in etwa zehn - 15 Prozent des jährlichen Gasbedarfs von acht Milliarden Kubikmeter in Österreich aus. Gefördert wird hierzulande im Marchfeld und der oberösterreichischen Voralpenzone. Etwa 90 Prozent des Gases müssen importiert werden. Der Großteil davon, etwa 78 Prozent - kommen aus Russland. Der Rest vor allem aus Norwegen und ein bisschen aus Deutschland.
Sichere Versorgung
Österreich ist in punkto Versorgungssicherheit mit Erdgas in einer bevorzugten Lage. Denn kaum ein Land in Europa verfügt über derart hohe Speichermöglichkeiten, Grundsätzlich fassen die Speicher - im Marchfeld, bei Steyr in Oberösterreich und im Innviertel - einen Jahresbedarf -, allerdings gehören nicht alle Speicher den heimischen Gasversorgern. Auch die russische Gazprom lagert hierzulande Gas ein, um ihre europäischen Kunden auch im Krisenfall beliefern zu können.
Für die heimischen Endverbraucher reicht das eingelagerte Gas aber jedenfalls locker für die gesamte Wintersaison, auch wenn einmal aus Russland nichts mehr kommen sollte. Das ist in der 50-jährigen Geschichte der Gaseinkäufe in Russland nur zwei Mal passiert und auch in diesen Fällen waren die Pipelines von Sibirien durch die Ukraine und die Slowakei nach Österreich nur ganz kurz unterbrochen. Ausgelöst wurden diese Gaskrisen Anfang 2009 durch den Streit Russlands mit der Ukraine.
Abhängigkeiten
Die westeuropäischen Gasverbrauchsländer sind zunehmend von Lieferungen aus Russland abhängig. Denn aus den europäischen Gasfeldern - in den Niederlanden und der britischen Nordsee - kommt immer weniger Gas, sie gehen zur Neige. Da Gasvorkommen weltweit in gewissen Regionen - Russland, Naher Osten, Nordafrika - konzentriert sind, sind Abhängigkeiten kaum zu vermeiden.
USA drängen in Gasmarkt
Ein relativ neuer Spieler am internationalen Erdgasmarkt sind die USA. Durch die massive Gasförderung aus Schiefergestein - dem umstrittenen Fracking - sind die USA zu einer Gasmacht geworden und wollen auch nach Europa liefern. Mangels Pipelines muss US-Gas verflüssigt auf Schiffen über den Atlantik gebracht werden und in europäischen Häfen wieder in Gas gewandelt werden. Das ist vergleichsweise teuer.
Die EU versucht allerdings trotzdem den Gasbezug aus Russland nicht allzu stark steigen zu lassen und steht daher dem geplanten Bau einer zweiten Ostssepipeline (Nord Stream 2) skeptisch gegenüber. Die USA unterstützen diese Skepsis. An der Finanzierung der Nord Stream 2, die Gazprom gehört, ist unter anderem die heimische OMV beteiligt.