Die ÖBB wollen ihre railjet-Flotte aufrüsten
Von Franz Jandrasits
Die ÖBB planen, ihren Fuhrpark für den Fernverkehr rascher als geplant zu erweitern. Konkret könnte die railjet-Flotte von derzeit 51 bereits demnächst auf 60 vergrößert werden. Dabei geht es um einen Teil jener 16 Garnituren von Siemens, auf die die ÖBB eine Option hatten, auf die sie aber 2011 aus Geldmangel verzichtete. Die tschechische Staatsbahn, die die Züge aus dem ÖBB-Rahmenvertrag nach langwierigen Verhandlungen vor zweieinhalb Jahren orderte, kaufte letztendlich aber nur sieben Garnituren. Die verbliebenen neun könnten – quasi als Option auf die Option – nun doch wieder zur heimischen Bahn fahren.
Die tschechische Staatsbahn selbst fährt übrigens mit ihren railjets auch nach Wien. Ab Mitte Juni gibt es eine erste Verbindung von Wiener Neustadt über Wien nach Brünn und Prag, ab Mitte Dezember fahren die tschechischen railjets auch zwischen Graz und Prag.
Bei den ÖBB sollen die zusätzlichen Premiumzüge den Kunden die Wartezeiten auf eine Erneuerung der Zug-Flotte im Fernverkehr versüßen. Denn während die Bahn für den Nah- und Regionalverkehr gerade 100 Garnituren um gut eine halbe Milliarde Euro von Siemens kauft, die ab 2016 in Betrieb gehen, fährt sie auf der Langstrecke mit zum Teil veralteten Zügen.
Alte Fernzüge
Was die Kunden auf der Weststrecke verstärkt beim ÖBB-Konkurrenten Westbahn einsteigen lässt. Kern: "Der railjet ist im Wettbewerb eine Waffe, die Kundenzufriedenheit ist hoch. Auf der anderen Seite des Spektrums sehen wir aber, dass unsere Intercity-Züge nicht immer den Anforderungen aller Kunden voll entsprechen." In Zahlen: Fuhren im Vorjahr auf der Weststrecke im railjet um 1,6 Prozent mehr Passagiere, stiegen in die Intercity-Züge der ÖBB um mehr als drei Prozent weniger Fahrgäste ein.
Neue Intercity-Züge wird es, so Kern, freilich erst "Ende des Jahrzehnts, vielleicht auch ein Jahr früher" geben können. Denn trotz der Verbesserung der Ertragslage kann sich die Bahn die Riesen-Investition derzeit nicht leisten. Für die neuen Züge muss die Bahn bis zu einer Milliarde Euro in die Hand nehmen. Kern: "Da geht es um ein erhebliches Volumen. Es wird kaum unter 800 Millionen Euro sein können, im Voll-Rollout kann es bis zu einer Milliarde raufgehen."