Wirtschaft

Die Langdienenden: Diese Chefs bleiben Jahrzehnte

Loyalität ist für Arbeitnehmer zum Teil eine Frage des Geldes. Gerade in wirtschaftlich guten Zeiten und bei einem anhaltenden Fachkräftemangel ist ein Wechsel zu einem Arbeitgeber, der mit einem attraktiven Angebot lockt, oft schnell vollzogen. Laut einer im Jänner veröffentlichten Studie der Plattform Xing zur Jobwechselbereitschaft im deutschsprachigen Raum zeigt sich fast die Hälfte der Befragten offen für einen neuen Arbeitgeber; vor allem junge Menschen.

Geld ist oft, aber nicht immer Hauptmotiv für einen Wechsel. Ein angenehmes Betriebsklima, familienfreundliche Arbeitszeiten, ein Firmen-Standort nahe des Wohnorts oder Aufstiegsperspektiven können durchaus mehr zählen. Daher kommt es immer wieder vor, dass Arbeitnehmer nach dem Schnuppern in diversen in- und ausländischen Betrieben den einen Dienstgeber für sich entdecken, der all ihre Ansprüche an ein zufriedenstellendes Arbeitsleben und eine Karriere – womöglich bis in den Chefsessel – erfüllt.

Und dieser Umstand wird mit ewiger Treue erwidert. Manchmal sogar über das gesetzliche Pensionsantrittsalter hinaus. Als Aufsichtsrat oder externer Berater kann noch einige Jahre mitgeredet und das Schicksal des Unternehmens beeinflusst werden.

Henkel-Chefin in 32 Ländern

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Birgit Rechberger-Krammer ist seit 27 Jahren beim Konsumgüterriesen tätig und seit Oktober 2017 Präsidentin der Henkel CEE in Wien, wo die Osteuropa-Zentrale des Konzerns angesiedelt ist. Darüber hinaus ist die Wienerin und WU-Absolventin seit kurzem für das Wasch- und Reinigungsmittelgeschäft für ganz Europa verantwortlich.

Die 49-Jährige kennt den Konsumgüterriesen und seine Marken (Schwarzkopf, Persil, Pattex, Fa, Loctite, Blue Star usw.) seit Jahren, ist seit 1992 im Konzern. Dabei hat sie viele Länder kennengelernt, hat unter anderem mit ihrer Familie (einem Sohn) drei Jahre in Tschechien gelebt. In jener Zeit, in der sie in der Zentrale in Düsseldorf gearbeitet hat, blieb die Familie in Wien. „Ich war von Montag bis Donnerstag in Düsseldorf, den Rest der Woche in Wien. Für mich war das die beste Lösung. Ich hatte oft Arbeitstage von 8 bis 23 Uhr, da hat man ohnehin ein schlechtes Gewissen, wenn man weiß, dass die Familie Zuhause wartet“, sagte die Managerin im KURIER-Gespräch.

Star-Banker, der auch gerne Dirigent wäre

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Ohne Zweifel: Andreas Treichl ist mit einer Reihe von Eigenschaften eines Stars gesegnet. Tatkräftig, ohne Scheu vor Risiko, bekannt durch markige Sprüche, eine Millionen-Gage und dennoch musisch und mit sozialer Ader. Der Banker, Sohn des legendären langjährigen Chefs der Creditanstalt Heinrich Treichl, wäre ganz gerne Dirigent geworden, wie er zu sagen pflegt. Und wenn er in besonders guter Stimmung ist, setzt er sich in Gesellschaft auch ans Klavier und gibt sein musikalisches Talent preis.

Aber die Banker-Karriere wurde ihm eigentlich in die Wiege gelegt und so begann der heute 66-Jährige nach dem Studium der Volkswirtschaft zunächst in US-Banken zu arbeiten. 1994 übernahm er die Chefposition der Erste Sparcasse. Aus der biederen Sparkasse und dem zerstrittenen Sektor baute er in zehn Jahren eine Großbank: Tochterbanken in Tschechien, der Slowakei, Ungarn und vor allem Rumänien machten die Erste in Zentral- und Osteuropa zur Privatkundenbank Nummer eins. Für 62 Prozent an der rumänischen BCR gab Treichl 2005 eine Rekordsumme von 3,75 Milliarden Euro aus.

Dieser Deal allerdings machte ihm in der Finanzkrise schwer zu schaffen. Die Erste musste den Kaufpreis großteils abschreiben und fuhr einen Milliardenverluste ein. Dass die Politik auf die Krise mit einer Bankensteuer reagierte , entlockte Treichl den legendären Ausspruch von „zu blöden und zu feigen Politikern“, mit dem er monatelang  zitiert wurde. Ende dieses Jahres wechselt er in den Vorstand der Stiftung: „Endlich kann ich in Turnschuhen zur Arbeit gehen“, kommentiert er seinen Wechsel.  

Die Chemie stimmt seit  44 Jahren

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Die Absolventen von technischen Studienrichtungen schaffen es selten bis ganz oben. Oft leitet den Vorstand ein ehemaliger Wirtschaftsstudent. Dipl. Ing. Johann Marihart ist eine Ausnahme. Er hat technische Chemie mit der Fachrichtung Biotechnologie studiert und ist trotzdem 1992 zum Vorstandsvorsitzenden der Agrana (Jahresumsatz rund 2,6 Milliarden Euro) aufgestiegen.

Dafür gibt es gute Gründe. Die technische Innovation sichert der Agrana die ökonomische Zukunft. Da ist Fachwissen ein großer Vorteil. Hätte sich der Agrar-Konzern allein auf die  Zuckerproduktion verlassen, wäre er möglicherweise heute ein Sanierungsfall. Marihart hat den Stärke- und Fruchtbereich massiv ausgebaut und die Produktpalette erweitert. Die  Agrana  produziert etwa auch Stärke für die Kartonproduktion oder Babynahrung für den Export.

Seinen ersten Job bei der Agrana  bekam  Marihart 1975 im Alter von 25 Jahren in der Zuckerfabrik Leopoldsdorf. Der verheiratete Vater einer Tochter gehört mittlerweile wohl zum Inventar.