Wirtschaft

Die Inflation soll sparen helfen

Vor den Sparzwängen ist nicht einmal die Inflationsmessung sicher: Auf der Suche nach Einsparungen hat die Regierung sogar überlegt, die Berechnung des Verbraucherpreisindex (VPI) einzustellen. Dieser ist das gängige nationale Maß für die Preissteigerung: Anhand eines Warenkorbes ermittelt die Statistik Austria die monatlichen Inflationsraten, also die VPI-Veränderung zum Vorjahr. Stattdessen könnte künftig nur noch der europaweit einheitliche, Harmonisierte Verbraucherpreis (HVPI) erhoben werden. "Ja, an uns wurde das Anliegen herangetragen zu bewerten, was die Folgen wären", bestätigt Konrad Pesendorfer, Generaldirektor der Statistik Austria, auf KURIER-Anfrage. Die Entscheidung darüber liege allerdings allein bei der Politik, konkret beim Auftraggeber Wirtschaftsministerium.

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Kleine Ursache, große Wirkung: Juristen graut vor den möglichen Folgen. Am VPI hängt nämlich ein ganzer Rattenschwanz – fast alle Konsumentenverträge haben diesen als Richtwert, von Mieten, die indexangepasst sind, bis hin zu Bankverträgen. Und: Der nationale Verbraucherpreisindex ist die Referenzgröße für dieInflation, an der sich die Sozialpartner bei den Lohnabschlüssen orientieren.

"Ist kein Thema"

Das Statistikgesetz, das die VPI-Erhebung vorsieht, ist jeweils auf fünf Jahre befristet, läuft Ende 2015 aus. Es wäre zwar denkbar, den VPI als eine Art "Schattenindex" an den HVPI angehängt weiterzuführen, sagt Pesendorfer. Er gibt aber zu bedenken, dass Österreich das einzige EU-Land wäre, das auf eine nationale Inflationsmessung verzichtet. Man müsste damit alle europaweiten HVPI-Anpassungen nachvollziehen, ob sie Österreich gefallen oder nicht. "Eine Entscheidung, die auf Jahrzehnte hinaus getroffen würde", sagt Pesendorfer.

Derzeit wird mit der Konsumerhebung die Neugewichtung des Warenkorbes ermittelt. Die monatliche Ermittlung der Preise ist ein aufwendiges Verfahren – Testkäufer sind in ganz Österreich unterwegs, um die Preise für 791 Güter und Dienstleistungen zu ermitteln.

Zu holen wäre dennoch wenig, wenn der VPI wegfällt. Denn der Warenkorb muss auch für den HVPI erhoben werden. Übers Jahr gerechnet ließen sich 40.000 Euro einsparen, schätzt Pesendorfer: "Das ist nicht budgetsanierend, würde ich sagen."

Meinungsschwenk oder doch nur ein Missverständnis? Im Wirtschaftsministerium weiß man nichts von der Anfrage an die Statistiker. "Das ist kein Thema, wir sehen keinen Handlungsbedarf", betont ein Sprecher.

Inland versus Inländer

Der VPI bildet den Konsum der Inländer ab. Der HVPI misst den Inlandskonsum (samt Touristen), deshalb sind Hotels, Restaurants und Flugtickets stärker, Mieten aber schwächer gewichtet. Kosten für Eigentumswohnungen oder die motorbezogeneVersicherungssteuer kommen nur im VPI vor. Die Abweichungen betrugen schon bis zu 0,4 Prozentpunkte – ohne eindeutige Tendenz: In den Vorjahren lag der HVPI höher, heuer der VPI.