Wirtschaft

Die größte Bitcoin-Börse ist pleite

Das wochenlange Verwirrspiel hat ein Ende: Mt.Gox, die größte und bekannteste Handelsplattform der digitalen Währung Bitcoin, ist wie befürchtet pleite und braucht Gläubigerschutz. Der französische Mt.Gox-Gründer Mark Karpelès trat am Freitag in Tokio vor die Presse, um sich auf Japanisch zu entschuldigen.

Ein bizarrer Auftritt: Der Computer-Geek, sonst leger in T-Shirt und Jeans, trug Anzug und Krawatte. Sekundenlang verharrte er in tiefer Verbeugung – wie es sich nach Landessitte für Schuldner und als Zeichen der Reue ziemt. Was nicht recht ins Bild passte, war Karpelès’ Lächeln: Verlegen- oder Verschlagenheit? Darüber diskutieren in Online-Foren viele erboste Mt.Gox-Kunden.

Die 127.000 betroffenen Gläubiger haben wohl wenig Chancen, zu ihrem Geld zu kommen. Wie am Freitag bekannt wurde, sind die Mt.Gox-Schulden von 6,5 Mrd. Yen (46 Mio. Euro) nämlich weit höher als das Vermögen.

370 Millionen Schaden

Handelsplattformen wie Mt.Gox werden benötigt, um Euro oder Dollar in Bitcoins zu tauschen und umgekehrt. Viele Anleger nutzen diese Börsen, um ihre virtuellen Guthaben zu lagern – ein fataler Fehler. Denn am 7. Februar sperrte Karpelès die Konten aller Mt.Gox-Anleger und ging auf Tauchstation.

Laut seinen Angaben hatten Hacker eine Systemlücke ausgenützt und Mt.Gox um Bitcoins im Wert von fast einer halben Milliarde Dollar (366 Mio. Euro) erleichtert. Die Nutzer der Börse – großteils Ausländer – hätten so 750.000 Coins verloren. Weitere 100.000 seien aus Mt.Gox-Besitz geplündert worden. In Summe wären das rund sieben Prozent der global umlaufenden Bitcoins im Wert von 5 Milliarden Euro.

Ein Anwalt kündigte eine Anzeige gegen die unbekannten Hacker an. Mt.Gox soll in einem Sanierungsverfahren weitergeführt werden.

Bitcoins existieren nur auf dem Computer; es gibt keine Münzen oder Scheine und keine Einlagensicherung. Die US-Notenbank habe keine Befugnis zur Regulierung, sagte Fed-Chefin Yanet Yellen vor dem US-Senat. Bitcoin sei eine "Innovation außerhalb des Bankensektors". Trotz der Vertrauenskrise hält sich der Kurs der Währung relativ stabil. Ein Bitcoin war am Freitag etwa 420 Euro wert. Vor Beginn der Mt.Gox-Probleme waren es 600 Euro.