Wirtschaft

Dichter Preisdschungel bei E-Ladestationen

Wer mit seinem Elektroauto "nachtanken" muss und an eine der 13.800 öffentlich zugänglichen Ladepunkte fährt, stellt rasch fest: Transparenz sieht anders aus. Wie viel kostet das jetzt? Wie wird abgerechnet? Wie kann überhaupt bezahlt werden? Fragen, die nicht einfach zu beantworten sind. Für die Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) Anlass für eine erste Marktanalyse über eine noch jungen, völlig unregulierte Branche.

Die Ergebnisse liegen nun vor und mündeten in mehreren Empfehlungen der Behörde für einen fairen Wettbewerb. Dieser könnte nämlich bei einem weiteren Ausbau gefährdet sein, denn bis dato dominieren vor allem die heimischen Landesenergieversorger den Markt. "Es gibt eine regional große Konzentration durch die lokalen Energieversorger, das ist nicht gerade wettbewerbsfördernd", sagt BWB-Generaldirektorin Natalie Harsdorf-Borsch. So können die Bündelung oder Koppelung von Ladekarten und Haushaltsstrom den Wettbewerb verzerren. Die BWB werde daher den Markt genau beobachten und begründeten Verdachtsmomenten auf Kartellverstöße nachgehen.

Wettbewerb fördern

Um für ausreichend Wettbewerb zu sorgen, sollten vor allem kleinere Anbieter als lokale Mitbewerber gefördert werden. Gemeinden wird empfohlen, strategisch auf eine lokale Durchmischung von Anbietern von öffentlich zugänglichen Ladepunkten zu achten, insbesondere auf öffentlichen Flächen. Den Landesenergieversorgern selbst rät die BWB, verstärkt auch über die Landesgrenzen hinweg als relevante Wettbewerber aufzutreten.

Preisdickicht

Weiterer Hauptkritikpunkt ist die fehlende Transparenz betreffend Preis, bezogener Energie und Ladedauer. "Diese Informationen sollen idealerweise auf einem Display angezeigt werden", so Harsdorf-Borsch, die von einem  "Dschungeldickicht" spricht,  die die Akzeptanz der E-Mobilität und somit den Ausbau bremsen könnte.

Mehr Auswahl

Konsumenten sollten auch mehrere Wahlmöglichkeiten haben, wie abgerechnet wird, etwa nach der geladenen Energie (in kWh)oder Zeit. Großes Thema ist auch die Bezahlmöglichkeit. Nur bei rund 50 Prozent der Ladepunkte ist ein Bezahlen mit Bankomatkarte möglich. Eine Bezahlung mit Kreditkarte ist bei 80 Prozent und eine Bezahlung mit Ladekarte des jeweiligen Energieversorgers bei 90 Prozent der Ladepunkte möglich. Bar lässt sich die Akku-Füllung übrigens bei kaum einem Ladepunkt bezahlen.

Auch beim Roaming, also beim Laden bei einem Fremdanbieter, sollte wie im Mobilfunk üblich, vorab über die anfallenden Kosten informiert werden. Weiters empfiehlt die BWB den raschen Ausbau von Schnelladepunkten entang von Hauptverkehrsrouten wie Autobahnen und Schnellstraßen.

Tarifkalkulator

Damit ein Preisvergleich künftig besser möglich ist, arbeitet die E-Control an einem eigenen Ladestellen-Tarifkalkulator, ähnlich dem Tarifkalkulator für Haushaltsstrom und Gas. Er soll im ersten Quartal 2023 online gehen. Schon online ist das  Ladestellenregister der E-Control, wo alle 13.800 Ladepunkte an 6.000 öffentlich zugänglichen Ladestellen aufgelistet sind. Ob eine Ladestelle frei ist, kann bisher nicht abgerufen werden. Auch die Information, welche Stecker verfügbar sind, ist nur teilweise erfasst.

Nur ein Drittel "tankt" öffentlich

Grundsätzlich nutzt die überwiegende Zahl der E-Auto-Fahrer privat zugängliche Ladestationen, vor allem jene im Eigenheim. Nur etwa ein Drittel ist von öffentlichen zugänglichen Ladepunkten abhängig. Diese Abhängigkeit wird sich aber mit der steigenden Nutzung erhöhen. Hauptgrund für die Nutzung öffentlicher Ladestationen ist eine erhöhte Reichweite bei längeren Fahrten (Urlaubsfahren), die Schnellademöglichkeit oder eine Gratis-Parkmöglichkeit beim Laden etwa in Wien.