Deutscher Finanzminister will schärfer gegen Steueroasen vorgehen
Das deutsche Finanzministerium will schärfer gegen Steueroasen vorgehen. Eine Sprecherin sagte am Montag in Berlin, ein entsprechender Entwurf werde momentan in der Regierung abgestimmt. Wann er ins Kabinett komme, sei noch nicht klar. Im Kern sei geplant, Personen und Firmen davon abzuhalten, Geschäfte mit Staaten oder Gebieten fortzusetzen oder neu aufzunehmen, die sich nicht an internationale Steuerstandards hielten.
Ziel sei es dabei, Gelder zu generieren, die dem deutschen Fiskus entzogen würden. Die "Rheinische Post" hatte zuerst über das Vorhaben berichtet. Der Zeitung zufolge sieht der Entwurf für das Steueroasen-Abwehrgesetz unter anderem die Verschärfung von Regelungen zur Quellensteuer vor, die etwa auf Kapitalerträge im Ausland anfallen. Steuerpflichtige, die Geschäfte mit Steueroasen machen, sollten künftig mehr Dokumentations- und Auskunftspflichten auferlegt bekommen.
Laut Ifo-Institut entgehen dem deutschen Staat durch Unternehmensverlagerungen von Gewinnen in Länder mit besonders niedrigen Firmensteuern im Jahr Einnahmen von 5,7 Milliarden Euro. "Unseren Schätzungen zufolge lassen sich 62 Prozent der Gewinne in Niedrigsteuerländern auf realwirtschaftliches Geschäft zurückführen, zum Beispiel in Ländern wie der Schweiz oder Irland", sagte Ifo-Präsident Clemens Fuest zuletzt. "Aber 38 Prozent sind das Resultat von Gewinnverlagerung zur Vermeidung von Steuern. Dem deutschen Fiskus entgehen dadurch jährlich Steuereinnahmen in Höhe von etwa 1,6 Milliarden Euro."
Grünen-Finanzexperte Sven Giegold sagte, das von Finanzminister Olaf Scholz (SPD) geplante Gesetz werde für die wichtigsten Steueroasen gar nicht gelten, etwa die Kaiman-Inseln. "Der Finanzminister legt die EU-Liste der Steueroasen zugrunde." Diese 2017 eingeführte Liste sei aber ein zahnloser Tiger. "Die verzeichneten Länder machen nur zwei Prozent der weltweiten Steuervermeidung von Unternehmen aus."