Wirtschaft

Der Shopping-Wahnsinn kann beginnen

Weihnachten lassen sich Herr und Frau Österreicher so einiges kosten. Im Schnitt gibt jeder Erwachsene, laut Wirtschaftskammer 350 Euro für Geschenke aus. Der alljährliche Shopping-Marathon startet heute, Samstag, mit dem ersten langen Einkaufs-Samstag. Um eine Woche früher als üblich, denn der 8. Dezember (Maria Empfängnis) fällt heuer auf einen Samstag.

„Trotz schwieriger Rahmenbedingungen erwarten wir uns im Vergleich zum Vorjahr ein Umsatzplus im einstelligen Prozentbereich. Auf der Bank bekommt man für sein Geld ja ohnehin schon nichts mehr“, animiert Shopping City-Leiter Anton Cech die Kunden zum Griff ins Geldbörserl. Verkaufsprofi Cech gibt zu bedenken: „Im Oktober waren zwar mehr Besucher in der SCS als 2011, der Umsatz ist jedoch leicht gesunken. Weihnachten gilt aber noch immer als das Fest des Schenkens.“

Völkerwanderung

Im größten Shopping-Tempel Europas – er wurde heuer baulich modernisiert – gingen die Dekorationsarbeiten erst gestern ins Finale. An starken Einkaufssamstagen pilgern mehr als 100.000 Kunden in den Waren-Tempel mit seinen 330 Geschäften. Um diese Völkerwanderung zu kanalisieren, gibt es heuer erstmals einen eigenen Busparkplatz sowie eine Verkehrslotsen-Truppe.

Im jüngsten Einkaufszentrum, dem G 3 in Gerasdorf, freut man sich auf das erste Weihnachtsgeschäft. „Wir hoffen, dass sich das hohe Kundeninteresse fortsetzen wird“, sagt Resort-Manager Michael Maukner. Ein besonderes Angebot hat man für Unentschlossene parat: Shopping-Berater helfen in der Vorweihnachtszeit kostenlos. „Die Beratung reicht von Styling- und Modefragen bis zur Hilfe bei der Suche nach einem Geschenk“, sagt Marketingleiterin Petra Kern. Anmeldung erforderlich unter Tel. 0800/900333 . Gute Nachrichten gibt es für jene, die mit dem Gratis-Bus aus Wien anreisen. Die Busse fahren in kürzeren Intervallen.

Auch auf der Mariahilfer Straße kommt die erste, zarte Festtagsstimmung auf. Die Weihnachtsbeleuchtung schmückt bereits die Einkaufsmeile, viele Geschäfte sind liebevoll herausgeputzt.

So auch die Stiefelkönig- Filiale. Schuhe zu schenken, liegt im Trend. „Im Winter machen wir die stärksten Umsätze. Und schöne Schuhe schmücken jeden Menschen“, lächelt Verkäuferin Sanela Stanisavljev. Im Geschäft riecht es nach Weihnachten und die violetten Christbaumkugeln passen exzellent zu den goldenen Lichtlampions. Eigentlich fehlt nur noch der Schnee.

Warten auf Schnee

Dieser Meinung ist auch Petra Pomper, Filialleiterin der Hüte- und Geschenkeartikel-Firma C. Mehsmer auf der Maria­hilfer Straße: „Das Geschäft läuft gut. Der Schnee sollte jetzt kommen.“ Trotz viel zu warmer zehn Grad gingen Schals, Handschuhe, Hüte und vor allem Pompons (vulgo Pudelhaube) weg wie die warmen Semmeln.

Und wer den Advent exklusiv feiern möchte, kann mit dem Twin City Liner auf der Donau zu den Christkindlmärkten nach Bratislava jetten. Diese Adventfahrten finden jeweils samstags, sonntags und feiertags statt. Infos unter Tel. 01/72710-216.

In den vergangenen Jahren betrug der Umsatz beim Weihnachtsgeschäft 1,57 Milliarden Euro. Die Obfrau der Bundessparte Handel, Bettina Lorentschitsch, rechnet auch für heuer mit einem ähnlichen Ergebnis. „Ich erwarte keine bösen Überraschungen, aber auch keine Sensationen.“

Die Wirtschaftskrise hat die Umsätze bislang nicht einbrechen lassen. „Weihnachten ist für die Österreicher immer noch ein Fest, bei dem der Euro locker sitzt“, lautet die Erklärung von Lorentschitsch.

Die beliebtesten Geschenke sind nach wie vor Bücher, Gutscheine und Bekleidung. Ganz unten auf der Skala der Wertschätzung rangieren Krawatten, Socken und Haushaltsgeräte. Bei der Unterhaltungselektronik werden beim Weihnachtsgeschäft leichte Zuwächse prognostiziert.

Immer größer wird der Anteil jener, die erst in den beiden letzten Wochen vor Weihnachten die Geschenke besorgen. Mittlerweile sind es bereits 31 Prozent. Die
Frühkäufer (vor November) sind hauptsächlich Frauen. Sie gehen länger shoppen und geben mehr Geld aus.

„Jetzt sind die Punsch­krapfen schon wieder teurer geworden“, beschwert sich ein Kunde bei der Lebzelterei Reschinsky auf dem Adventmarkt am Hof. „Aber dafür sind sie die besten weltweit.“

Der auf Kunsthandwerk spezialisierte Markt in der Wiener Innenstadt ließ heuer die Weihnachtszeit besonders zeitig beginnen und sperrte schon am 9. November auf – zwei Wochen früher als bisher.

Nicht alle Standler sind damit glücklich: „An den Wochenenden geht das Geschäft gut, unter der Woche so früh aufzusperren, ist aber vergebene Liebesmühe“, sagt Christoph Zahlingen von der Bioimkerei Melissai aus Unterpullendorf, der am Hof seit einigen Jahren Kerzen und andere Wachserzeug­nisse verkauft. „Die Besucher kaufen keine Geschenke, bevor das Dezembergeld da ist.“ Von den frühen Öffnungs­zeiten würden ­ allenfalls die Punschstandler profitieren.

„Gezwungenermaßen versetzt man sich halt in Feststimmung“, sagt Stefan von Manuels Gourmetstandl, der heuer zum ersten Mal am Hof Kärntner Spezialitäten verkauft.

Die Wirtschaftskammer ist jedenfalls überzeugt, dass auch die Besucher noch in Weihnachtsstimmung kommen: Sie rechnet heuer mit einem Umsatz von 185 Millionen Euro auf allen Wiener Weihnachtsmärkten. Das wären um zwei Prozent mehr als im Vorjahr.

Kühle Ästhetik

Überwiegend über die kulinarische Schiene wird er im MuseumsQuartier erwirtschaftet, der mit seinem Wintermarkt ein junges, urbanes Publikum anspricht.

Entsprechend liest sich auch die Speisekarte: Mauritianische Linsensuppe um 3,50 Euro gibt es etwa im schlichten Plastik-Pavillon der „Kantine“ zu DJ-Musik. „Uns geht es aber vor allem um den Punsch“, sagen Lisa und Vanessa. „Wobei der mit 3,40 Euro schon übertrieben teuer ist. Noch dazu, wo er eigentlich viel zu süß ist.“ (Josef Gebhard)