Wirtschaft

Der Euro und seine vielen Nullen

Im Kampf gegen die Schuldenkrise im Euroraum sind zum Teil aberwitzige Summen im Spiel. Milliarden und Billionen gehen ganz locker über die Lippen von Politikern. Um ein Gefühl für eine Billion Euro - ein Einser mit 12 Nullen - zu bekommen: Damit könnte man jeden einzelnen Erdenbürger mit mehr als 140 Euro beschenken.

Hier ein kleiner Rückblick auf die Gemeinschaftswährung, hohe Schuldenberge und das Arsenal, das im Kampf gegen die Krise bestückt wird.

1 €

Start frei Ins Rennen ging der Euro Anfang 1999. Damals wurde die Gemeinschaftswährung für den bargeldlosen Zahlungsverkehr eingeführt. Zu Beginn war der Euro knapp 1,18 US-Dollar wert. Dass die derzeitige Krise keine Euro-, sondern eine Staatsschuldenkrise ist, zeigt sich auch an den aktuellen Währungsrelationen: Für mehr als 1,42 Dollar wurde der Euro diese Woche gehandelt.

14,54 €

Münzpaket Als Bargeld in Form von Banknoten und Münzen wurde der Euro Anfang 2002 eingeführt. Schon zwei Wochen davor begann die Ausgabe der sogenannten "Startpakete" zum Eingewöhnen. Der Inhalt: 33 Cent- und Euro-Münzen im Wert von 14,54 Euro, zu bezahlen damals mit 200 Schilling.

1000 €

Goldrausch Die Finanzkrise, die zur heftigsten Wirtschaftskrise der vergangenen Jahrzehnte führte, ließ die Börsenkurse in den Keller stürzen. Sichere Geldhäfen waren gefragt. Heiß begehrt: Sachwerte wie Gold, dessen Kurs in die Höhe schoss. Im Frühjahr 2010 zog der Goldkurs, in Euro umgerechnet, erstmals über die 1000er-Marke.

100.000 €

Garantie In der Finanzkrise stieg die Angst ums
Ersparte enorm. Für Beruhigung sorgte die Erhöhung der Einlagensicherung Anfang 2010 auf 100.000 Euro. Selbst wenn eine Bank in die Pleite rutschen sollte: Pro (Sparer-)Kopf und Institut sind 100.000 Euro niet- und nagelfest.

1.000.000 €

Reiche In Österreich gibt es rund 73.900 Personen, die jeweils mehr als eine Million Euro an Finanzvermögen (ohne eigengenutzte Immobilien) ihr Eigen nennen. Werden sie künftig Vermögenssteuern oder andere Formen von Krisenabgaben zahlen müssen? Darüber wird noch heftig diskutiert.

7.922.000.000 €

Zinsenlast Die österreichische Staatsverschuldung macht derzeit rund 215 Milliarden Euro aus. Das entspricht knapp 28.800 Euro je Staatsbürger. Allein an Zinszahlungen fallen für die Staatsschulden heuer mehr als 7,9 Milliarden Euro an.

110.000.000.000 €

Griechenland Wir brauchen keine Hilfe, wir werden es alleine schaffen - so hieß es Anfang 2010 aus Griechenland. Bald darauf musste der schwer verschuldete Staat, der nur noch zu horrenden Zinsen an frisches Geld kam, doch um Unterstützung bitten. Die Euroländer und der Internationale Währungsfonds schnürten ein 110 Milliarden Euro schweres Paket mit Hilfskrediten.

200.000.000.000 €

Schuldenerlass Dem ersten Hilfspaket für Griechenland folgte heuer im Juli ein zweites. Doch auch das reichte nicht. Jetzt müssen Private wie Banken, Versicherungen oder Pensionskassen, die griechische Staatsanleihen besitzen, "freiwillig" auf die Hälfte ihres verborgten Geldes verzichten. 200 Milliarden Euro schuldet Griechenland Privaten, 100 Milliarden davon werden gestrichen.

780.000.000.000 €

Rettungsfonds Erst in den vergangenen Wochen wurde der Rettungsfonds EFSF von ursprünglich 440 Milliarden auf 780 Milliarden ausgeweitet, um im Notfall auch großen Euro-Ländern zur Seite springen zu können. Tatsächlich verfügbar sind allerdings "nur" 440 Milliarden. Die restlichen Garantien der Eurostaaten sorgen dafür, dass der Fonds mit der Rating-Bestnote AAA glänzen darf.

1.000.000.000.000 €

Hebelwirkung Der Rettungsfonds ist zwar riesig. Im schlimmsten Krisenfall, wenn etwa ein großes Euroland wie Italien Hilfe braucht, wäre aber auch er überfordert. Am jüngsten Euro-Gipfel wurde daher beschlossen, das Fondsvolumen "hochzuhebeln". So bietet der EFSF Käufern von Staatsanleihen etwa eine Teilkasko-Versicherung an. Das bedeutet: Kann ein Eurostaat seine Schulden nicht zur Gänze zurückzahlen, bekommen die Anleihen-Besitzer einen Teil der Verluste vom EFSF ersetzt. Durch diese und andere Maßnahmen wird die Schlagkraft des Rettungsfonds auf 1 Billion Euro, vielleicht auch auf mehr, erhöht.

1.900.000.000.000 €

Schuldensünder Nach Griechenland ist Italien der größte Schuldensünder der Eurozone. Die drittgrößte Volkswirtschaft der Währungsunion hat Staatsschulden in Höhe von 1,9 Billionen Euro angehäuft. Das entspricht 120 Prozent der Wirtschaftsleistung. Laut Maastricht-Vertrag wären eigentlich höchstens 60 Prozent erlaubt. Ministerpräsident Silvio Berlusconi steht unter enormem Druck, die zugesagten Reformen endlich auch in die Tat umzusetzen. Für frisches Geld muss Italien immer höhere Zinsen zahlen. Für Staatsanleihen mit zehn Jahren Laufzeit musste das Land bereits 6,06 Prozent Zinsen bieten - so viel wie noch nie seit der Einführung des Euro.

7.800.000.000.000 €

Geldgebirge Die Staatsverschuldung der gesamten Eurozone ist auf etwa 7,8 Billionen Euro angewachsen. Im kommenden Jahr wird das Schuldengebirge 88,7 Prozent der Wirtschaftsleistung erreichen, so die Prognose der EU-Kommission. Die USA weisen übrigens eine noch viel höhere Schuldenquote auf.