Coronakrise: 2,6 Milliarden Euro Umsatzeinbrüche bei Geschäften
Laut einer Studie des Instituts für Handel, Absatz und Marketing der Linzer Johannes Kepler Uni (JKU) hat der Shutdown bis Ostern allein im stationären Einzelhandel zu Umsatzeinbrüchen von rund 2,6 Mrd. Euro brutto geführt. Marketingexperte Christoph Teller geht aber davon aus, dass die kleinen Geschäfte Einiges nachholen können und, dass der Onlinehandel nicht übermäßig profitiert hat.
Das Vertrauen in den Lebensmitteleinzelhandel sei hoch, sagt Teller. In einer Umfrage haben mehr als neun von zehn Österreichern dieser Branche ihr volles Vertrauen ausgesprochen, in Quarantänegebieten war der Wert sogar noch besser.
"Unser Lebensmittelhandel hat das Beste daraus gemacht", bilanzierte der JKU-Professor am ersten Tag der Lockerungen nach dem Shutdown im "JKU Corona Update", einer öffentlich einsehbaren Videokonferenz von Rektor Meinhard Lukas mit Experten.
Der Onlinehandel habe zwar Käufer gewonnen, aber hier sei es meist um Dinge des täglichen Bedarfs oder um Lebensmittel gegangen, so Teller. Zudem würden die Interviews mit den Konsumenten zeigen, dass diese nach den Lockerungen wieder zu ihren früheren Gewohnheiten zurückkehren wollen.
Sein Fazit lautet daher: "Der Online-Handel hat gewonnen, aber die Online-Revolution ist ausgeblieben", seine Prognose: das Onlinegeschäft "wird wieder einen Schritt zurückgehen". Bemerkenswert sei das Lebenszeichen des regionalen Onlinehandels gewesen, für den gesamten Internethandel wäre seiner Ansicht nach aber mehr drinnen gewesen. Für kleinere stationäre Geschäfte sieht er die Chance, den nicht gemachten Umsatz nachzuholen.
Organisationsforscherin Elke Schüßler mahnte beim Thema Staatshilfen die Chance ein, gleich auch das Potenzial für strukturelle Veränderungen zu nutzen, etwa im Hinblick auf den Klimawandel. So könnte man Finanzspritzen an bestimmte Innovationen knüpfen, schlug sie vor.
Der JKU-Finanzwirtschafter Teodoro Cocca sieht es positiv, dass Österreich dank der sinkenden Infektionszahlen relativ rasch Lockerungen verfügt habe. Denn die derzeitige Situation sei "ein Spiel mit dem Feuer".
Wenn nun eine Pleitewelle und große Arbeitslosigkeit folgen, könnte das "massivste Konsequenzen für die Eurozone" nach sich ziehen, warnte er. Es könnte in eine Banken- und letztendlich in eine Währungskrise münden, sagt Cocca - betonte allerdings, dass er dieses Szenario im Moment noch nicht sehe. Man müsse diese "denkbaren Risiken" aber im Auge haben. So sei das vom Coronavirus stark betroffene Italien ohnehin bereits bisher "der am gefährlichsten wankende Dominostein in der Eurozone" gewesen. Für das Land kann er sich Lösungen "ähnlich wie damals in Griechenland" vorstellen, erinnert er an die Finanzkrise.