Corona - Wifo: Hilfsmaßnahmen verringerten Jobverluste und Pleiten
Die staatlichen Hilfsmaßnahmen seit der Beginn der Coronakrise haben laut einer aktuellen Wifo-Studie Liquiditätsengpässe von Unternehmen verkleinert, den Beschäftigungsabbau deutlich verringert und eine Pleitewelle verhindert. Auch habe die Kreditvergabe der Banken in Österreich zur Krisenstabilisierung beigetragen und es seien keine zusätzlichen Risiken für die Wirtschaft entstanden.
Das Wirtschaftsforschungsinstituts (Wifo) hat in einem 69-seitigen Bericht eine "Ex-post-Analyse der Wirkungen des COVID-19-Maßnahmenpaketes auf die Unternehmensliquidität" im Auftrag des Finanzministeriums durchgeführt.
Pleitewelle verhindert
Die regulatorischen Kennzahlen des Bankensektors hätten sich im Laufe des Jahres nicht verschlechtert, erst im zweiten Halbjahr 2020 habe eine Verschärfung der Kreditrichtlinien eingesetzt, schreiben die Wifo-Ökonomen in ihrer Studie. Der Vergleich einzelner Szenarien zeige, dass die Hilfsmaßnahmen die Liquiditätslücke der Betriebe soweit verkleinerten, dass in Verbindung mit den staatlichen Haftungen eine Pleitewelle verhindert wurde.
Das Wifo hat auch die verschiedenen Corona-Wirtschaftshilfen unter die Lupe genommen: "Der Fixkostenzuschuss erscheint - in der gewählten Ausgestaltung - retrospektiv zur Stabilisierung einer akuten Liquiditätskrise als ungeeignet", heißt es in dem Bericht. Die restriktiven Vorgaben für den Fixkostenzuschuss seien damals im Hinblick auf die Vermeidung von Missbrauchsfällen gemacht worden, dies habe aber in einer Phase mit hohem Liquiditätsbedarf zur Verschleppung von Antragstellung und Auszahlung beigetragen.
Die vergleichsweise niedrige Inanspruchnahme des mit 12 Mrd. Euro dotierten Rahmens deute "auf ein schlechtes Design hin", so die Wifo-Ökonomen. Bis Jahresende 2020 seien im Rahmen des Fixkostenzuschusses 0,5 Mrd. Euro an 67.300 Unternehmen ausgezahlt worden.
1,9 Mrd. an 99.300 Unternehmen
Der zu Jahresende 2020 neu eingeführte und in Bezug auf die Anspruchskriterien "einfach und großzügig" ausgestaltete Lockdown-Umsatzersatz hat laut Wifo-Studie einen deutlichen Mittelzufluss für die Unternehmen gebracht. Innerhalb von zwei Monaten seien an 99.300 Unternehmen 1,9 Mrd. ausgezahlt worden. "Die lockere Gestaltung der Antragsbedingungen eröffnete jedoch einen Spielraum zur Überförderung von Unternehmen, d. h. von Unternehmen deren COVID-19 bedingte Umsatzausfälle niedrig blieben", schreiben die Studienautoren.
Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP) zeigte sich mit den Resultaten der Wifo-Analyse zufrieden. "Die neuesten Ergebnisse des WIFO zeigen, dass die wirtschaftlichen Hilfen während der Krise gewirkt haben", so Blümel in einer Aussendung. "Unsere schnellen und unbürokratischen Hilfsinstrumente waren treffsicher und hatten den gewünschten Effekt, Liquidität in den Unternehmen zu sichern." Damit seien viele Unternehmen vor der Insolvenz bewahrt worden, so der Finanzminister.
Blümel: "Zahlreiche Arbeitsplätze gesichert"
Blümel verwies auch auf die Ergebnisse der Wifo-Szenarienanalyse. Laut dem Wirtschaftsforschungsinstitut wäre ohne Krisenmaßnahmen der Anteil der Unternehmen mit Liquiditätsschwierigkeiten von rund 8,1 Prozent in "normalen" Zeiten auf 15,4 Prozent in der Coronakrise gestiegen. Mit den staatlichen Corona-Wirtschaftshilfen sei dieser Wert bei 9,9 Prozent der Unternehmen gehalten worden. Außerdem seien durch die Wirtschaftshilfen "zahlreiche Arbeitsplätze" gesichert worden.
Der Finanzminister lobte auch den Bankensektor. "Ich will mich bei allen Mitarbeitern der Kreditinstitute bedanken, dass sie ihrer Verantwortung in dieser schwierigen Krise nachgekommen sind. Danke für Ihre Flexibilität in dieser unvorhersehbaren Zeit", so Blümel.