Casinos-Konzern gut aufgestellt, aber es droht Ungemach
Von Andrea Hodoschek
Genau am 1. Mai, dem „Tag der Arbeit“, hört für Bettina Glatz-Kremsner nach 32 Jahren die Arbeit beim Glücksspielkonzerns Casinos Austria (Casag) auf. Mit diesem Stichtag übernimmt der Niederländer Erwin van Lambaart, vormals Chef der staatlichen Holland Casinos, als CEO.
Der teilstaatliche Casag-Konzern, an dem die Republik ein Drittel hält, entstand aus den Inlandscasinos. Aber längst schon ist die Österreichische Lotterien GmbH der größte und wichtigste Bereich. Der Anteil am Gesamtumsatz von rund 1,3 Milliarden Euro liegt bei mehr als 70 Prozent, Lotto ist die Cashcow der Gruppe. Der ORF ist mit rund fünf Prozent am Lotto beteiligt.
Fünfeinhalb Monate waren die 12 heimischen Casinos im Vorjahr geschlossen. Dass nicht der gesamte Konzern ins Schleudern kam, ist dem drakonischen Sparprogramm ReFIT zu verdanken. Sowie Lotto und der boomenden Online-Plattform win2day.
600 Jobs weniger
Die Allwyn Group (vormals Sazka) des Milliardärs Karel Komarek, die 2020 nach einem heftigen Kampf gegen die niederösterreichische Novomatic die Mehrheit der Casag-Gruppe übernahm, machte ziemlich Druck.
Glatz-Kremsner brachte nach turbulenten Jahren Ruhe ins Unternehmen und schaffte es, ohne öffentlichen Wirbel rund 600 Jobs abzubauen, sowie die Personalkosten um 50 Millionen nachhaltig zu reduzieren. Noch liegen keine offiziellen Zahlen vor, aber für 2021 werde ein zufriedenstellendes Ergebnis ausgewiesen, heißt es.
Die nächsten Jahre werden für die Casag nicht einfach. Einerseits droht das neue Glücksspielgesetz, dessen Entwurf allerdings vom Finanzministerium immer noch nicht ausgeschickt wurde. Sollte es tatsächlich zum von den Grünen reklamierten Werbeverbot kommen, würde das den Konzern schwer belasten, hatte Glatz-Kremsner bereits mehrfach gewarnt. Das wäre sozusagen ein „Wettbewerbsvorteil“ für illegale Anbieter.
Andererseits laufen 2027 sowohl die Casinos-Konzessionen als auch die Lotterien-Lizenz ab. Mit den internationalen Ausschreibungen dürfte 2023 begonnen werden. Diese Verfahren sind extrem aufwendig, außerdem ist bei allen Entscheidungen mit Einsprüchen unterlegener Bieter zu rechnen. Das große G’riss wird weniger um die Casinos, sondern um die höchst profitablen Lotterien erwartet.
Die Tschechen, mittlerweile einer der größten Lotto-Betreiber in Europa, wollen vor allem das Lotto-Geschäft forcieren. Das Werbebudget der Lotterien, die der größte Kunde des ORF sind, wurde nie exakt beziffert. Ein „mittlerer zweistelliger Millionenbetrag“ hieß es immer. Allwyn will mehr neue und kreative Lotto-Produkte, etwa bei den Rubbellosen, auf den Markt bringen.