Wirtschaft/BusinessOesterreich

Erika Erdbeere fertig für den Export

Die großen Maschinen brummen. 50 Millionen Flaschen "Dreh und Trink" laufen pro Jahr vom Band. Rote, blaue, grüne, gelbe. "Im Drei-Schicht-Betrieb", sagt Geschäftsführer Kurt Hofer. In Geschmacksrichtungen wie Himbeere, Waldbeere, Apfel-Zimt, Zitrone-Limette.

Die Limonade wird seit 43 Jahren im Klostertal produziert, samt den unverkennbaren Flaschen mit dem unverkennbaren Drehverschluss. Kurt Hofers Vater hat den Betrieb "Klosterquell" hier in Niederösterreich gegründet – neun Kilometer von der Marktgemeinden Gutenstein entfernt. Mitten in der Natur, in der Nähe der Quellen, deren Wasser für die Produktion verwendet wird. Sechs Minuten braucht das Wasser bis es in den Werkshallen ist.

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Das Getränk ist Kult – vor allem in Österreich. Wenn sich Hofer als Chef von "Dreh und Trink" zu erkennen gibt, weckt er Kindheitserinnerungen. Viele Geschichten hat Hofer schon erfahren. "Ich finde das immer wieder schön. Da sieht man wie viel Kraft die Marke hat." Doch reicht der Retrocharme aus?

Neuer Look

"Viele haben gefragt ,Kurti, gibt’s Dreh und Trink noch?‘", erzählt Hofer, der 2008 die Geschäftsführung übernommen hat. Das hat ihn gewurmt. Er arbeitete intensiv an der Marke, an neuen Märkten, an Professionalisierung. Heuer hat man der Limonade ein frisches Design verpasst. Neue Etiketten mit verschiedenen Gesichtern: Hilde Himbeere schaut über ihre Brille, Andi Apfel macht große Augen. "Unsere Zielgruppe sind die Kinder", erklärt Hofer. Von drei bis acht Jahren. Die Flaschen an sich sind gleich geblieben. So haben sie die heutigen Erwachsenen kennengelernt. Die Umgestaltungen hat Hofer mit einer Studie untermauern lassen.

Auch auf Facebook hat das neu gestaltete "Dreh und Trink" einen Auftritt. Fernsehen sei bei den Kindern etwa kein so großes Thema mehr. "Werbung wird anders sein. Das ist eine Herausforderung."

In Österreich ist das neue Design bereits erhältlich. "Jetzt kommt das Roll-out international." Da gibt es viel zu tun. "Dreh und Trink" wird in mehr als 20 Länder exportiert, bis nach Australien und China. Für Hofer heißt das viel reisen. Aber das kennt er ja. Auf Messen in der ganzen Welt hat er das Produkt vorgestellt. "Für die neuen Märkte gilt es als Innovation." Dabei wurde schnell klar, dass Kinder eindeutig die Zielgruppe sind. Was die Kleinen ohne nachzudenken können, bereitet so manchem Erwachsenen Probleme: Die Flasche aufzubekommen. "Manchen denken zu kompliziert", sagt Hofer und lächelt.

Also muss das Produkt dort platziert werden, wo viele Kinder unterwegs sind, etwa in Freizeitparks. Während sein Vater den Vertrieb auslagerte, hat ihn Hofer wieder zu Klosterquell zurückgeholt. Von Gutenstein geht es ohne Umwege in die Welt.

Verbundenheit

Warum aber produziert man die Limonade hier, wo weit und breit keine Autobahn, ist? "Wir haben eine Verantwortung gegenüber der Region", erklärt Kurt Hofer. Noch dazu gefällt die Landschaft den Kunden. Etwa den Geschäftspartnern aus Saudi-Arabien. "Bei fast jeder Kurve muss ich anhalten, damit sie fotografieren können." Der benachbarte Schneeberg gibt ein schönes Motiv ab. Man habe zudem Verantwortung gegenüber den Mitarbeitern, erklärt Hofer. Gegenseitige Verbundenheit wird groß geschrieben. Auch am 27. und 28. Dezember seien Mitarbeiter bereit gewesen einzuspringen, weil ein Kunde einen Engpass hatte.

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"Pro Tag können wir 400.000 Dreh und Trink herstellen", erklärt Martin Rathner, der Produktionsleiter. Vollautomatisch. Die Limonade, die vorher gemischt wird, wird in die Polyethylen-Schlauchbeutel gefüllt. In einem Arbeitsgang werden diese befüllt und verschlossen. Der Kunststoffabfall wird wieder verschreddert und zu Flaschen verarbeitet.

Die Maschinen rattern. "Dreh und Trink" werden etikettiert. Rote Kartons laufen vom Band. Sie werden kontrolliert und gestapelt. Erika Erdbeere fertig für Saudi-Arabien.