Bundesforste: Schadholzmengen gefährden geordnete Waldbewirtschaftung
Der Klimawandel hat den Bundesforsten (ÖBf) 2021 Mindereinnahmen in der Höhe von 31,5 Mio. Euro beschert. Die Schadholzmenge blieb mit rund 1,1 Millionen Festmetern oder 59 Prozent der Gesamterntemenge (knapp 1,8 Mio. Festmeter) auf hohem Niveau. Es dürfe nicht zu viel Wald sich selbst überlassen werden, wie es der EU-Green-Deal vorsieht. Denn Wälder seien zwar von der Klimakrise betroffen, aber vor allem in bewirtschafteter Form Teil der Lösung im Kampf gegen die Erwärmung.
"Wir spüren den Klimawandel in unseren Wäldern seit fünf Jahren", sagte ÖBf-Vorstand Rudolf Freidhager. 2020 hatten die Mindereinnahmen den Höchststand von 48 Mio. Euro. Voriges Jahr sei ein "Jahr zum Durchschnaufen" gewesen, denn es habe in vielen Gebieten etwas mehr Niederschläge gegeben. Obwohl man den Sommer als kühl empfunden habe, sei das Gesamtjahr eines der wärmsten der Messgeschichte gewesen, erinnerte Freidhager.
Problem bleibt bestehen
Aufgrund der hohen Schadholzmengen sei "keine geordnete Waldbewirtschaftung mehr möglich. Wir laufen dem Schadholz nur noch hinterher." Man laufe dem Borkenkäfer hinterher, so Freidhager sinngemäß. Aufgrund der Klimaerwärmung erfolgten dessen Angriffe nicht mehr nur von unten sondern auch von oben. Denn inzwischen gebe es Borkenkäferbefall bis an die Waldgrenze, früher hieß es, der "größte Feind unserer Wälder" gelange nur bis etwa 1.000 Meter über Adria. "Es ist realistisch zu sagen, in dieser Tonart wird es weitergehen", bedauerte Freidhager vor Journalisten bei einem digitalen Gespräch. Besonders viel Borkenkäfer gab es in Niederösterreich und in der nördlichen Obersteiermark.
Vom gesamten Schadholz entfielen 550.000 fm auf Käferholz, 270.000 fm auf Windwurf und 220.000 fm auf Schneebruch (25.000 fm auf Sonstiges). 5 Mio. Euro hohe Schäden habe es bei der Forstinfrastruktur gegeben. Die Mehrkosten von 31,5 Mio. Euro kamen aus der Käferprävention und Holzernte sowie Mindererlöse durch Schadholz, sagte Georg Schöppl, ÖBf-Vorstand für Immobilien und Finanzen.
Positives Ergebnis
Mehrkosten bei der Holzernte entstehen etwa, wenn in besonders schwierigem Gelände wie im Oberkärntner Mölltal (Bezirk Spittal) Borkenkäferholz mit Hubschraubern abtransportiert werden muss: "Dort hatten wir Festmeter-Erntekosten von mehr als 100 Euro für rund 4.200 Festmeter." Österreichweit konnten 6.000 Festmeter Borkenkäferholz wegen der Unzugänglichkeit des Gebietes gar nicht aus den Wäldern geschafft werden: "Da kann man zuschauen, wie man den Käfer züchtet", so Schöppl.
Trotzdem werde das wirtschaftliche Gesamt-Ergebnis der ÖBf, das im Mai präsentiert wird, für 2021 positiv ausfallen. Üblicherweise lagen Holzerntekosten bei den Bundesforsten bei 25 Euro, in den vergangen Jahren ist er wegen des Klimawandels durchschnittlich auf über 32 Euro gestiegen.
Kein Bewirtschaftungs-Stopp
Der durchschnittliche Holzpreis je Festmeter ab Forststraße belief sich voriges Jahr auf 67 Euro, 2020 waren es 57 Euro gewesen. Für heuer hofft Schöppl "ein paar Euro raufzubringen". Die 67 Euro "können nicht das Ende der Fahnenstange sein, 2014 hat sich der Durchschnittspreis auf 79 Euro belaufen", erinnerte der Vorstand.
Wegen des Green Deals der EU dürften nicht zu große Waldflächen stillgelegt werden müssen, appellierten die Vorstände. Denn die Bewirtschaftung des Waldes zahle sich auch in der CO2-Bilanz aus. Die Rede ist von 10 Prozent der Waldflächen, die nicht mehr bewirtschaftet werden sollen. Für Österreich wären das 400.000 Hektar, die neu unter Schutz gestellt werden müssten. Die ÖBf sorgen sich, dass zu viel der Fläche auf sie abgewälzt werden könne. "Und dann können wir die Waldbewirtschaftung, wie wir sie in unserer Strategie 2100 angepasst ans Pariser Klimaabkommen vorhaben, vergessen", sagte Schöppl.