Wirtschaft

Bremse für Einkaufstour von Chinas Konzernen

„Ein chinesischer Konzern, ist das was G’scheites für Wolford?“, werden Axel Dreher und Brigitte Kurz immer wieder gefragt. Die beiden Chefs des Vorarlberger Strumpfherstellers sind überzeugt: „Ja, das ist langfristig sehr interessant.“ Der chinesische Konzern Fosun, die größte Firmengruppe Chinas in Privatbesitz, hat sich mit rund 58 Prozent an Wolford beteiligt. Das verspricht nicht nur, dass finanzielle Laufmaschen nunmehr der Vergangenheit angehören sollten. Fosun stellt für Wolford auch den Türöffner zum riesigen asiatischen Markt dar.

Österreichische Unternehmen sind für Investoren aus China zwar nicht im Hauptfokus. Dennoch gibt es bereits Dutzende chinesische Beteiligungen im Land. Ein Paradebeispiel ist der oberösterreichische Luftfahrtzulieferer FACC, der bereits seit neun Jahren der staatlichen Aviation Industry Corporation of China gehört.

Seit etwa sieben Jahren ist der steirische Motorenhersteller ATB, der einst zur A-Tec-Gruppe gehörte, chinesisch. Der Hongkonger Mischkonzern Hutchison, zu dem „Drei“ gehört, schluckte den Mobilfunker Orange und übernahm später auch Tele2 Österreich.

Ein Stopp bei einer Raststätte? Auch hier kann man chinesischen Eigentümern begegnen. Der Autobahn-Raststättenbetreiber Rosenberger gehört seit fünf Jahren mehrheitlich zwei chinesischen Familien. Die in Wien beheimatete Fondsgesellschaft C-Quadrat hat einen Mehrheitseigentümer aus China (den Mischkonzern HNA). Weitere Beispiele mit Investoren aus China, die die Mehrheit oder alle Anteile halten: Flachkabelhersteller I&T, die Leobersdorfer Maschinenfabrik oder Spezialmotorenbauer Steyr Motors.

Misstrauen

China hat sich vorgenommen, zur Industrie-Supermacht aufzusteigen. Und ist auf dem Weg dorthin gerade dabei, Hightech-Firmen in Europa, vor allem in Deutschland, aufzukaufen. Laut einer Studie der Bertelsmann-Stiftung konzentrieren sich die Käufer aus dem Reich der Mitte vor allem auf Software, Roboter, Flugzeuge, Schiffe, Züge, Autos, Energiesysteme, neue Werkstoffe und Medizintechnik. In all diesen Bereichen will China bald der weltweite Technologie-Führer sein. Das erregt Misstrauen – und Gegenwehr. Auch auf EU-Ebene wird darüber diskutiert, wie man dem Ausverkauf nach China begegnen und ihn stoppen kann. Deutschland hat diese Woche bereits klare Signale gesetzt.

Zuerst untersagte die deutsche Regierung, dass chinesische Investoren einen Werkzeugmaschinenhersteller in Westfalen übernehmen. Das Unternehmen beschäftigt zwar nur 200 Mitarbeiter, ist aber Technologieführer bei hochfesten Materialien, die in der Luft- und Raumfahrt, aber auch im Nuklearbereich zum Einsatz kommen. Dann kam die Regierung in Berlin dem Einstieg des chinesischen Staatskonzerns SGCC beim deutschen Stromnetzbetreiber 50Hertz in die Quere. Die Regierung wies die deutsche Staatsbank KfW an, den zum Verkauf stehenden Anteil von 20 Prozent an 50Hertz zu erwerben. Die Begründung: sicherheitspolitische Erwägungen beim Schutz der Energie-Infrastruktur.

Christine Klafl