Wirtschaft

Bonität gesenkt: Zweite Ohrfeige für Berlusconi

Den ersten Schlag gab es vor wenigen Wochen. Im September hatte die Ratingagentur Standard&Poor's die Bonitätseinstufung Italiens gesenkt. Der zweite Hieb folgte jetzt. Auch die Agentur Moody's stutzte die Kreditwürdigkeit des hochverschuldeten Landes zurück - bei negativem Ausblick, was bedeutet, dass weitere Absenkungen folgen könnten.

Regierungschef Silvio Berlusconi versuchte sofort zu beruhigen. Die Zurückstufung sei zu erwarten gewesen, Moody's habe nur nachvollzogen, was die Konkurrenzagentur schon vorgemacht habe. Rom sei "mit höchstem Einsatz" dabei, bis 2013 einen ausgeglichenen Staatshaushalt zu erreichen.

Die Ratingagenturen können an das Erreichen dieses Ziels allerdings nicht ganz glauben. Das Vertrauen der Finanzmärkte sei erschüttert. Das heißt: Hoch verschuldete Länder müssen immer höhere Zinsen bieten, wenn sie frisches Geld brauchen.

S&P

Das Vertrauen, dass Euro-Staaten geborgtes Geld zurückgeben, ist tief erschüttert. Dieses Misstrauen hat längst einen furchtbaren Teufelskreis in Gang gesetzt. Banken, die Anleihen schwer verschuldeter Länder besitzen, müssen Teile davon abschreiben, weil die Anleihenkurse fallen. Wer viele dieser Papiere hat, könnte sich heftig daran verschlucken. Als erstes Opfer der Schuldenkrise gilt die belgisch-französische Bank Dexia, die auf einem Berg griechischer Staatsanleihen sitzt. Um dem Geldinstitut Luft zu verschaffen, sollen diese und andere Papiere nun in eine "Bad Bank" ausgelagert werden. Dexia kam zuletzt in arge Nöte, weil sich das Institut bei anderen Banken kaum noch mit Geld versorgen konnte.
Zu groß ist das Misstrauen der Banken untereinander, ähnlich wie nach der Lehman-Pleite im Herbst 2008.

Alarm

Angesichts dieser fatalen Entwicklung wird allerorten Alarm geschlagen. Der Internationale Währungsfonds (IWF) drängt darauf, den europäischen Bankensektor rasch mit Geldspritzen zu versorgen. IWF-Europa-Direktor Antonio Borges nannte dabei eine Größenordnung von 100 bis 200 Milliarden Euro. Nach Berechnungen der US-Bank JP Morgan brauchen Europas Banken knapp 150 Milliarden Euro, um die Verluste aus Staatsanleihen verdauen zu können. Offen ist, woher diese Summen kommen sollen. Die Beschaffung von Eigenkapital über die Ausgabe von Aktien ist derzeit so gut wie unmöglich. Bankaktien würden derzeit wohl nur wenige kaufen.

Schulden- und neuerliche Bankenkrise haben bereits tiefe Spuren in der Realwirtschaft hinterlassen. Der IWF warnt vor einer weltweiten Rezession im nächsten Jahr.

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