BMW Steyr versucht stotternde Dieselproduktion auszugleichen
Vielleicht ist es Zweckoptimismus, vielleicht Trotz, möglicherweise echte Überzeugung: Wenn Christoph Schröder über den in den vergangenen Jahren viel gescholtenen Dieselantrieb spricht, könnte der Zuhörer meinen, die Krise ist überwunden. „Im Diesel liegt noch viel Potenzial“, sagte der Chef des BMW-Motorenwerks Steyr bei der Präsentation der Jahreszahlen von BMW Österreich. „Die Diskussion findet nur in Westeuropa statt.“ Freilich in einem der wichtigsten Märkte.
Die „meist wenig faktenbasierte Kundenverunsicherung“, wie Schröder die Lage auf den Punkt bringt, hat auch bei BMW tiefe Spuren hinterlassen. Nicht nur bei den Zulassungen, wo das Premiumsegment in Österreich im Vorjahr zehn Prozent zurückging (siehe Infokasten). Sondern auch in der Produktion. Das weltgrößte Motorenwerk der Gruppe baute um 20 Prozent weniger Dieselmotoren als noch 2017.
Schröder versucht dies zu kompensieren: vor allem durch die verstärkte Produktion von Benzinantrieben, die bereits 49 Prozent ausmachen. Gelungen ist dies nur teilweise, unterm Strich wurden um acht Prozent weniger Motoren gebaut. Dennoch reichte dies zum drittbesten Produktionsergebnis in der 40-jährigen Geschichte des Werks. „Ich persönlich glaube, der Diesel wird sich wieder stabilisieren und wir wir werden wieder mehr Motoren in Steyr herstellen.“
Schröder führt den Rückgang auch nicht nur auf die Dieselkrise zurück. Es habe auch interne Produktionsumschichtungen sowie das Auslaufen älterer Benzinmodelle gegeben. Für heuer erwartet der Werkschef ein Produktionsniveau wie 2018, nicht zuletzt da ab dem zweiten Halbjahr eine neue Benzinmotoren-Montage anläuft. Zudem wird verstärkt in Elektromobilität investiert. Ab März wird ein Elektroantriebs-Gehäuse gefertigt. Bis 2021 sollen jährlich 460.000 Einheiten ausgeliefert werden. Dazu werden 58 Millionen Euro investiert. Weiters kommen bereits 40 Prozent aller BMW-Hybridmotoren aus Steyr.
Mitarbeiter
Mit 4650 Beschäftigten, darunter rund 1000 Leiharbeiter, lag Ende 2018 die Mitarbeiterzahl auf Rekordniveau. In den vergangenen Wochen wurde laut Schröder eine zweistellige Zahl an Leiharbeitern abgebaut. Für ihn eine normale Fluktuation, die nichts mit der Dieselflaute zu tun habe.
Zahlen
Trotz des rückläufigen Gesamtmarktes blieben die Münchener mit 18.554 verkauften neuen BMW fast stabil und die Nummer eins im Premiumsegment. Hinzu kamen 2739 neu verkaufte MINI. Mit 911 Millionen Euro erzielte die Vertriebsgesellschaft das zweitbeste Umsatzergebnis. Top-Seller waren der X1 (3300 Stück) und die 5er-Reihe (2700 Stück).
Mit mehr als 1,2 Millionen im Vorjahr produzierten Motoren wurde rund jedes zweite Auto der Gruppe (BMW und MINI) mit einem Antrieb aus Österreich ausgestattet. Während die Zahl der gefertigten Dieselmotoren um 20 Prozent sank, stieg jene der Benziner um acht Prozent. BMW Österreich erzielte einen Umsatz von 6,6 Mrd. Euro, ein Minus von sechs Prozent.