Wirtschaft

So viel Falschgeld wie noch nie - Wien besonders im Fokus

Offenbar wollten viele Geldfälscher ihre Restbestände loswerden, bevor die sicherere 20-Euro-Banknote im November 2015 neu auf den Markt kam: So erklärt Ewald Nowotny, Gouverneur der Oesterreichischen Nationalbank, den deutlichen Anstieg an gefälschten Euro-Banknoten (Grafik). Insgesamt wurden in Österreich im Vorjahr 14.502 Fälschungen aus dem Verkehr gezogen, davon zwei Drittel in den ersten sechs Monaten. Dass 42 Prozent der Fälschungen auf Wien entfielen sei nicht überraschend: "Wien ist ein Zentrum des Fremdenverkehrs und eine Nahtstelle zu Osteuropa. Es ist klar, dass große Städte stärker betroffen sind als kleine", erklärte Nowotny am Freitag im Klub der Wirtschaftspublizisten.

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Österreich steht mit dem Problem beileibe nicht alleine da. Weltweit sind im Vorjahr 899.000 falsche Euro-Noten aufgeflogen – ein Rekordwert. Gemessen an den 18 Milliarden Stück, die im Umlauf sind, sei der Anteil der Fälschungen aber gering.

Ölpreis ist schuld

Die Preisstabilität des Euro bereitet den Notenbankern aktuell mehr Sorgen als die Fälschungssicherheit. Die Inflationsrate könnte während des ersten Halbjahres für einzelne Monate in den negativen Bereich fallen, warnte Nowotny. Im Dezember 2015 lag der Wert im Euroraum bei nur 0,2 Prozent und somit weit unter der angepeilten Teuerungsrate von knapp zwei Prozent.

Schuld am hartnäckigen Tief ist der dramatische Ölpreisverfall. "Wir haben fürchterliche Neuigkeiten: Wir sind auf Öl gestoßen", habe ein Manager in Davos gescherzt. Ein Kalauer mit bitterem Wahrheitsgehalt: Das Überangebot ist schuld, dass das "schwarze Gold" rasant an Wert verliert.

Für Europas Realwirtschaft sei billigeres Öl zwar positiv. Gefährlich würde es aber, wenn auch andere Preise auf breiter Front sinken – das Phänomen der Deflation: "Dann wären wir schon auf sehr gefährlichem Terrain." Was den Konsumenten zunächst freuen würde, stürzt Unternehmen ins Unheil: Ständig fallende Preise schmälern die Umsätze und Gewinne. Dann kämen die Löhne unter Druck, Investitionen würden zurückgestellt. Eine Pleitewelle und noch höhere Arbeitslosigkeit wären die Folge. Die Europäische Zentralbank will das verhindern und könnte im März die Geldschwemme ausweiten. Bisher hat die OeNB für das viel debattierte EZB-Programm("Quantitative Easing") österreichische Anleihen um 12,6 Mrd. Euro gekauft – von gesamt 190 Mrd. Euro. "Das ist verkraftbar", urteilt Nowotny: "Es ist nicht so, dass die Notenbank schon die Mehrheit der Staatsschulden hält."

HETA-Tauziehen

Österreich sei in turbulenten Zeiten "keine Insel der Seligen, aber ein Hort relativer Stabilität". Die Kapitalmärkte würden Österreich vertrauen, trotz des Tauziehens um die staatliche Hypo-Bad-Bank HETA. Große Gläubigergruppen haben zwar angekündigt, den von Kärnten vorgeschlagenen Rückkauf samt Schuldenschnitt abzulehnen. Nowotny wertet das aber als "taktische Manöver" – er hält das Kärntner Angebot für fair. Ohne Einigung wäre eine Insolvenz der HETA und des Landes Kärnten "eine, wenn auch eine sehr unerwünschte Möglichkeit", warnte Nowotny. Das wäre mit einer "Fülle von Problemen" verbunden. Für die Pleite eines Bundeslandes gebe es nicht einmal klare rechtliche Regeln.