Wirtschaft

Bitterer Konkurs des bekannten Traditions-Modeunternehmens Stift

„Unser Familienunternehmen hat diese Hochwasser-Naturkatastrophe nicht verkraftet. Es gibt derzeit so gut wie keine Kundschaft bei uns in Tulln, uns laufen die Kosten davon und selbst mit unseren privaten Reserven können wir das Geschäft nicht mehr aufrecht halten“, erklärt Nina Stift in einer Aussendung. „Der einzige Weg führt nun in ein Konkursverfahren und das ist uns als niederösterreichisches Familienunternehmen mit über 200 Jahren Geschichte ein schwerer, sehr schmerzvoller Schritt. Ich bin traurig, dass wir unsere großteils langjährigen Mitarbeiter/innen verlieren und unsere treuen Stammkunden. Ich muss schweren Herzens unseren Lieferanten und Geschäftspartnern sagen, dass wir es nicht mehr schaffen, unseren Verpflichtungen nachzukommen.“ 

Das Tullner Traditionsmodeunternehmen Wilhelm Stift GmbH & Co KG ist insolvent. 37 Mitarbeiter sind vom Konkurs betroffen. Laut Creditreform "wird die Einbringung eines Sanierungsplanantrages vom Verwertungserlös abhängig gemacht und kann hierüber bis zur Berichtstagsatzung entschieden werden".

Schulden und Vermögen

Die Verbindlichkeiten werden mit rund vier Millionen Euro beziffert. Hinzu kommen laut AKV noch gewährte Darlehen des Kommanditisten KR Willi Stift von ca. 6,8 Millionen Euro. "Die Aktiva belaufen sich laut eigenen Angaben auf rund EUR 1 Mio., wobei es sich hierbei um den Einkaufswert des Warenlagers handelt", so der AKV.

"Die kommenden Wochen und Monate werden schwer. Gemeinsam mit meiner Familie, unseren Banken und Geschäftspartnern sowie dem Masseverwalter werden wir versuchen, die Verbindlichkeiten abzubauen", erklärt Nina Stift weiter.

Die Schuldnerin betreibt laut AKV drei Geschäfte und zwei Palmers-Filialen als Franchisenehmerin an folgenden Adressen:
 

  • Comma Store – Stadtplatz 7, 3400 Klosterneuburg
  • Outlet by Stift – Pfanngasse 1, 3440 Tulln an der Donau
  • Palmers – Hauptplatz 29, 2130 Mistelbach
  • Palmers – Stadtplatz 6, 3400 Klosterneuburg
  • Studio – Wiener Straße 2, 3440 Tulln an der Donau

Abverkauf geplant

"Das Unternehmen strebt eine befristete Fortführung während der Umsatzstarken Weihnachtszeit im Stammhaus Tulln an. Danach soll das Unternehmen geschlossen und der Verkauf der vorhandenen Restware durch den Insolvenzverwalter erfolgen", sagt Venka Stojnic von Creditreform. "Alle übrigen fünf Niederlassungen sollen sofort geschlossen werden, da eine gewinnbringende Fortführung auch während der Weihnachtszeit nicht gewährleistet ist." 

Funktion in Wirtschaftskammer zurückgelegt

Nina Stift tritt auch von meinen Ämtern in der Wirtschaftskammer Niederösterreich zurücktreten. "Ich habe Präsident Wolfgang Ecker um Verständnis für diesen Schritt gebeten, weil meine ganze Aufmerksamkeit jetzt unserem Familienbetrieb gehört, der mir von meinen Eltern anvertraut wurde. Auch dieser Schritt hinaus aus dem Führungsteam der WKNÖ schmerzt mich sehr. Bin ich doch mit Leib und Seele Interessenvertreterin der niederösterreichischen Wirtschaft", so die Unternehmerin. 

Und weiter sagt sie: "Ich habe es in dieser Funktion immer als meine Verantwortung verstanden, Mut zum Unternehmertum zu machen. Dazu, Ideen wahr werden zu lassen, aus eigener Kraft etwas aufzubauen, am Wohlstand Österreichs einen Beitrag zu leisten. Innovation zu treiben, unseren Wirtschaftsstandort zu einem Besonderen zu machen. Mit Blick auf meine aktuelle Situation gehört aber zum Unternehmertum auch dazu, sehr harte Zeiten zu bewältigen, zu scheitern, weiterzukämpfen." 

Auch wenn die Hochwasser-Katastrophe ihr Unternehmen zerstört hat, will sie nicht aufgeben und möchte Unternehmerin bleiben. "Zum jetzigen Zeitpunkt ist noch nicht klar, wohin die Reise gehen wird, aber zu gegebener Zeit, nach einer ordentlichen Aufarbeitung des Insolvenzverfahrens und etwas Abstand möchte ich ein neues Projekt starten", so Stift.