Wirtschaft

Berichtspflicht zu Nachhaltigkeit wird "Herkulesaufgabe" für Unternehmen

Die EU sieht vor, dass in den nächsten sechs Jahren stufenweise bis zu rund 2.500 der größten heimischen Unternehmen einer Berichtspflicht zum Thema „Nachhaltigkeit“ unterworfen sein werden. Derzeit sind es erst knapp 100. Ähnlich wie beim Geschäftsbericht müssen die Betriebe dann eine umfassende schriftlich Rechenschaft über ihr Handeln in den Bereichen Umwelt, Soziales und Unternehmensführung (ESG) ablegen. „Es gibt viele Unternehmen, die noch immer nicht wissen, was ESG (Environmental Social Governance, Anm.) heißt“, sagt Gudrun Meierschitz, Vorständin der Acredia Versicherung. Sie berät Firmen dahingehend. Die Frage der Nachhaltigkeit sei strategisch aktuell die Top-Priorität. Die Berichtspflicht sei „eine große Herausforderung, eine Herkulesaufgabe“.

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ESG gehe alle quer durch den Betrieb an, so Meierschitz. Die Regulatorik ist für sie "Mittel zum Zweck. Es geht darum, unsere Umweltprobleme zu lösen." Wer sich dem Thema verweigere, stelle die unternehmerische Existenz aufs Spiel. "Unternehmen, die glaubhaft nachhaltig wirtschaften, werden von Arbeitnehmern, Kunden und Investoren bevorzugt." Denn der Zugang zu Finanzmitteln werde ohne Einhalten der ESG-Kriterien erschwert oder verunmöglicht. "Nachhaltigkeit und Wirtschaft müssen kein Widerspruch sein."

Treibhausgase

Anlässlich der Präsentation des Nachhaltigkeitsberichts 2022 von Rewe Österreich mit 103 Seiten konstatierte sie dem Konzern, bei diesem Thema schon sehr weit zu sein. „Wir waren mit einem solchen Bericht 2009 die ersten in der Branche“, erklärte Nachhaltigkeitsleiterin Tanja Dietrich-Hübner. „Wir haben schon sehr viel in dem Bereich getan.“ So sei 2019 das Ziel ausgegeben worden, bis 2030 die Treibhausgase um ein Drittel zu reduzieren. Jetzt liege Rewe bei minus 12 Prozent. „Die Schrauben werden immer kleiner und filigraner.“ Die Kunden seien bei dem Thema wichtige Motivatoren. Der größte Hebel liege im Bereich des Sortiments.

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Aus Sicht von Billa-Vorstand Robert Nagele komme eine „schwierige Regulationsbasis auf uns zu“; 202 Gesetzesvorhaben in der EU würden einen hohen administrativen Aufwand bedeuten. Das Thema sei aber auch eine Chance auf Kundenseite. Bio- und vegane Produkte etwa würden forciert, bis 2040 sollen alle Märkte klimaneutral sein. Seit 2008 beziehen laut Nagele alle Billa-Märkte, Lager und Büros zu 100 Prozent zertifizierten Grünstrom aus erneuerbaren Quellen, Kältemittel seien ausschließlich klimafreundlich. Die Zahl der Ladepunkte für Elektroautos werde von aktuell 224 sukzessive ausgebaut.

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Für Billa-Vorstand Erich Szuchy ist seine Handelskette in Sachen Tierwohl seit Jahren Vorreiter. "Wir haben nur Fleisch aus Österreich im Sortiment." Und Billa biete das größte rein pflanzliche Sortiment an. Nachholbedarf ortet er noch bei nachhaltiger Verpackung. Aktuell sei soeben eine Risikoanalyse über die Lieferanten von Billa erstellt worden. Szuchy denkt, dass die Beschaffungen künftig komplizierter werden.