Wirtschaft

Benko: "Investieren eine halbe Milliarde"

Am Freitag um 3:00 Uhr Früh brannte in Wien das künftige Park-Hyatt-Hotel am Hof. Es gehört zum Luxusviertel, das der Investor René Benko mit seiner Signa Holding in der Wiener Innenstadt baut. Gleichzeitig rittert Benko in Deutschland um den Kauf von 134 Warenhäusern in bester Lage.

KURIER: Herr Benko, Freitagfrüh gab es auf der Baustelle Ihres Wiener Luxushotels einen großen Brand. Können Sie schon etwas dazu sagen?
René Benko:
Zum Ausmaß der Schäden können wir noch nichts sagen, das wird erst erhoben. Es sieht aber so aus, als ob die historische Kassenhalle nur kleinere Wasserschäden erlitten hat. Ich bin aber überzeugt, dass der Zeitplan eingehalten werden kann und das Hotel 2013 fertig ist.

Sie bauen aktuell den halben ersten Bezirk um. Wann öffnen die ersten Geschäfte im Bereich Tuchlauben/Bognergasse?
Die ersten Geschäfte werden schon im Sommer 2012 im Bereich der ehemaligen Bawag-Zentrale eröffnen. Ende 2012 kommt die nächste Welle, unter anderem mit dem Prada-Flagship-Store. Das Hotel Park Hyatt am Hof eröffnet dann 2013.

Gibt es schon einen Namen für die neue Luxus-Meile?
Das Viertel wird "Goldenes Quartier" heißen. Das ist eine Ableitung vom "Goldenen U" (Anm.: So bezeichnet man in Wien die Kärntner Straße, den Graben und den Kohlmarkt). Wir hoffen, dass dieser Name die Hochwertigkeit des Viertels widerspiegelt.

Welche Mieter sind bereits fix?
Wir haben mit Louis Vuitton und Prada zwei große Flagship-Stores, die für unser Projekt die Zugpferde für die restlichen Mieter sind. Beide sind jeweils mehr als 1500 Quadratmeter groß und prägen ganze Lagen. Damit werden Bognergasse und Seitzergasse zur Luxusmeile in Wien. Die Nachfrage nach Retailflächen ist extrem groß, auch Armani, Miu Miu und die Schuhmarke Church sind schon fix.

Was kostet der Quadratmeter Geschäftsfläche?
Wir verlangen Kohlmarktpreise. (Anm: Spitzenmieten gehen hier bis zu 260 Euro/qm.) Im Gegensatz zu den etablierten Flächen sind wir aber in der Lage, nicht nur ein schönes Erdgeschoß, sondern auch ein tolles Untergeschoß oder einen schönen 1. Stock anzubieten und damit wesentlich größere Stores.

Wie viel Prozent haben Sie denn schon vermietet?
Über 50 Prozent.

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Sie errichten auch Büros und Wohnungen. Wie ist denn da die Nachfrage?
Im Bürobereich haben wir soeben ein Musterbüro fertiggestellt. Die Vermarktung startet erst, aber großflächige Büros in dieser Lage sind in Wien einzigartig. Ganz oben entstehen Penthäuser mit einem traumhaften Blick auf Hofburg und auf den Stephansdom. Insgesamt entstehen 3000 Wohnfläche.

Bisher sind die Luxusappartments, die im Wiener Hotel Kempinski entstehen, mit 25.000 Euro je Quadratmeter die teuersten Wohnflächen Wiens. Wo werden Sie preislich liegen?
Wir werden mit unserem Projekt sicher neue Spitzenpreise für Wohnungen in Wien erreichen.

Die Bognergasse und die Seitzergasse werden aufgrund des Projekts zu Fußgängerzonen. Wer trägt denn die Kosten?

Die Kosten für die Fußgängerzone, die bis zum Zebrastreifen am Hof geht, tragen wir. Wir sind derzeit in enger Abstimmung mit den Behörden. Im Sommer 2012 wird der erste Teilbereich fertig sein.

Wie hoch ist denn die Investitionssumme für das Gesamtprojekt?

Mit Kauf und Umgestaltung investieren wir mehr als eine halbe Milliarde Euro in das Projekt. Damit schaffen wir übrigens 1000 neue Arbeitsplätze in Wien. Das ist für uns ein sehr wichtiger Aspekt.

Sie rittern aktuell auch um die deutsche Kaufhauskette Kaufhof. Wie laufen die Gespräche?
Die Gespräche laufen gut, wir sind intensiv in der Due Diligence (Anm: Prüfung der Geschäftsbücher). Mehr kann ich im Moment dazu aber noch nicht sagen.

Ihr Mitbewerber Nicolas Berggruen sieht eine Bevorzugung der Signa-Holding ...
Noch ist gar nichts entschieden. Verkäufer Metro ist allerdings stark auf uns fokussiert.

Ihr griechischer Partner hat ja in Deutschland angesichts der Griechen-Krise für einige Unruhe gesorgt . ..
Wichtig ist mir zu sagen, dass mein griechischer Partner, der bei Signa 50 Prozent hält (Anm.: George Economou) kein Unternehmer ist, der gerade aus Athen raufkommt mit griechischem Geld. Er ist international tätig, ging vor 30 Jahren in die USA, ein Teilkonzern notiert an der NASDAQ, ein anderer in Skandinavien. Er ist ein internationaler Investor.

Der kolportierte Kaufpreis von 2,4 Milliarden ist auch für Signa, deren Portfolio rund 4,5 Milliarden schwer ist, nicht gerade klein. Welche Partner holen Sie ins Boot?
Hauptinvestor ist die Signa Prime AG, die bereits tolle Häuser in Wien oder München besitzt. Eigentümer sind die Signa-Holding und meine Privatstiftung, und seit geraumer Zeit ist auch Ex-Porsche-Chef Wendelin Wiedeking sowie eine wohlhabende deutsche Familie an Bord. Unsere Banken haben sehr großes Interesse aufgrund unseres geplanten Eigenkapitals. Den entsprechenden Eigenkapitalnachweis haben wir bei Metro bereits abgegeben.

Könnte der Verkauf noch vor Weihnachten über die Bühne gehen?

Sollten wir Metro überzeugen können, dann könnte die Entscheidung bei der Metro-Aufsichtsratssitzung am 16. Dezember erfolgen.

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Benko: Deutsche Kaufhof im Visier
Der 34-Jährige gilt als bestens vernetzt. Vor zwei Jahren übernahm der Grieche George Economou 50 Prozent der von Benko gegründeten Signa-Holding und ermöglichte damit weitere Investments. Aktuell rittert er mit Partnern um die Warenhauskette Kaufhof.

Beim Kaufhof-Eigentümer Metro tagte am Freitag der Aufsichtsrat. Diskutiert wurde unter anderem der Verkauf der Warenhauskette. Mit einer Vorentscheidung wurde nicht gerechnet.

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