Wirtschaft

Der Aufstieg der früheren "Arbeiterbank" nach ihrer Fast-Pleite 2006

Die Geschichte der 1922 als "Arbeiterbank" vom damaligen Staatskanzler Karl Renner gegründeten, späteren BAWAG (ab 1963) kann mit Fug und Recht als bewegt beschrieben werden. Die Bank, im Ständestaat 1934 zwangsliquidiert, war nach dem Zweiten Weltkrieg vom Gewerkschaftsbund neu gegründet worden.

Bis in die 1990er-Jahre blieb es relativ ruhig. Doch nach den hochriskanten Karibikgeschäften (ab 1995) unter dem damals neuen Generaldirektor Helmut Elsner, die nicht gerade von Glück verfolgte Finanzierung des bankrotten Konsum, Hunderten verspekulierten Millionen durch Wolfgang Flöttl, Sohn des früheren BAWAG-Chefs ging es Schlag auf Schlag. Höhepunkt war das Debakel um den 425 Mio. Euro-Blitzkredit an die US-Refco-Gruppe, der die Gewerkschaftsbank 2006 in die Fast-Pleite trieb. Erst nach der Last-Minute-Rettung der Bank durch einen Kraftakt der Republik Österreich, Banken und Versicherungen ging es unter der neuen Eigentümerschaft durch den US-Hedgefonds Cerberus nach und nach wieder aufwärts.

Cerberus, der Höllenhund aus der griechischen Mythologie, sicherte sich Anfang 2007 rund 90 Prozent der Bank für 2,6 Milliarden Euro, dazu bekam die Bank eine Kapitalspritze von 600 Millionen Euro. Bund, Banken und Versicherungen hatten die BAWAG mit Bundesgarantie und der Zusage für die Kapitalspritze zuvor auffangen müssen. 

Wie es sich für einen US-Hedgefonds gehört, liebäugelte Cerberus von Anfang an mit einem späteren gewinnträchtigen Ausstieg aus der Bank. Zunächst wurde ein zweiter US-Fonds an Bord geholt (2012 Golden Tree im Zuge einer Kapitalerhöhung) und beiden gelang der Exit im Zuge des Börsegangs 2017, dem mit rund 1,9 Milliarden Euro größten Börsegang in der Geschichte der Wiener Börse. Seit 2007 hatte der Baukonzern Strabag mit gut 1,3 Milliarden Euro den Rekord gehalten.

80 Prozent Streubesitz

Damals sanken die Anteile von Cerberus und Golden Tree von zusammen rund 95 Prozent auf 32 bzw. 23 Prozent. Später ging die Bank mehrheitlich in Streubesitz über. Heute liegt dieser bei rund 80 Prozent. Der Aktienkurs, der zunächst sogar unter dem Ausgabepreis von 48 Euro blieb, hat sich mittlerweile auf rund 67 Euro je Aktie erholt. 

Dazu trägt natürlich die Geschäftsentwicklung maßgeblich bei. Am Donnerstag wurde das Halbjahresergebnis 2024 bekannt - die Bank hat deutlich mehr Gewinn erzielt. Unterm Strich blieben 342,1 Millionen Euro, das ist ein Plus von sieben Prozent gegenüber der Vorjahresperiode.

Zweifel an der Bank und ihren Geschäftspraktiken gibt es aber auch immer wieder, sowie Klagen der Konsumentenschützer. Auch die Jahresgage von Bawag-Chef Anas Abuzaakouk, die regelmäßig in der Gegend von zehn Millionen Euro liegt, hat immer wieder Kritiker auf den Plan gerufen.