Marktmacht missbraucht? Wettbewerbsbeschwerde gegen Spar im NÖM-Streit
Von Marlene Liebhart
Der Milchstreit zwischen den niederösterreichischen Landwirten, die die Molkerei NÖM beliefern, und der Handelskette Spar spitzt sich weiter zu.
Nun wurde auch der Niederösterreichische Bauernbund aktiv und hat nach Angaben vom Mittwoch bei der Bundeswettbewerbsbehörde (BWB) Beschwerde gegen die Supermarktkette eingereicht.
Die Behörde soll nun prüfen, ob Spar die eigene Marktmacht missbraucht hat. Bis zu einer Einigung im Streit um den Milchpreis wollen die Bauern der MGN Milchgenossenschaft Niederösterreich den aktuellen Lieferstopp ihrer Produkte an Spar aufrechterhalten.
Marktanteil über 30 Prozent
Mit einem Marktanteil von mehr als 30 Prozent habe Spar "eine erhebliche Marktmacht im österreichischen Lebensmitteleinzelhandel", so der Bauernbund in einer Aussendung.
Damit könne die Handelskette maßgeblichen Einfluss auf die Preisgestaltung nehmen und so auch auf die Einkommenssituation der heimischen Landwirtschaftsbetriebe.
"Der Druck auf diese - im aktuellen Fall insbesondere auf kleinere Milchbauern - nimmt stetig zu und gefährdet ihre wirtschaftliche Existenz", betont der Bauernbund.
"Der notwendige nächste Schritt"
Die nunmehrige Beschwerde sei "der notwendige nächste Schritt", befand Niederösterreichs Bauernbunddirektor Paul Nemecek. "Spar wurde wiederholt zur Fairness gegenüber unseren niederösterreichischen NÖM-Milchbauern aufgerufen und hat nun genügend Zeit gehabt, einzulenken."
Aus Sicht des NÖ-Landwirtschaftskammerpräsidenten und ÖVP-Nationalratsabgeordneten Johannes Schmuckenschlager braucht es "ein Umdenken in der Unternehmenskultur, sonst ist die Versorgungssicherheit und auch das Vertrauen der Konsumenten langfristig geschädigt".
Lieferstopp seit 21. Oktober
Nach Angaben des MGN-Geschäftsführers Leopold Gruber-Doberer wird Spar aufgrund der gescheiterten Preisverhandlungen seit 21. Oktober von der NÖM nicht mehr beliefert.
Die Supermarktkette erklärte zuletzt auf Anfrage: "Es ist unsere Aufgabe als Lebensmittelhändler, darauf zu achten, dass Grundnahrungsmittel leistbar für alle bleiben." Man sei "jederzeit bereit, die Gespräche auf Augenhöhe fortzuführen".