Autobranche: Talsohle in Europa könnte erreicht sein
Nach einem desaströsen ersten Halbjahr bei den Pkw-Verkäufen in der EU gibt es erste Hoffnung auf Besserung der Lage. So stiegen die Neuzulassungen in Frankreich im Juli erstmals seit fast zwei Jahren mit plus 0,9 Prozent wieder leicht an. In Spanien konnten sogar um 15 Prozent mehr Autos abgesetzt werden als im Vorjahresmonat, allerdings auch dank staatlicher Beihilfen.
Doch Experten warnen vor verfrühter Freude. „Der Sinkflug wird ja nur ein bisschen flacher“, sagt Stefan Bratzel, Leiter des deutschen Center of Automotive Management. „2014 wird der Krisenumschwung nicht kommen.“ Eine Wende sei eher ein Thema für das Jahr 2020. Gleicher Meinung ist Ferdinand Dudenhöffer von der Uni Duisburg. „Vor dem Jahr 2020 wird sich Europa nicht auf sein altes Niveau bewegen.“ Aus der großen Hoffnung für das zweite Halbjahr werde nichts. „Die Lage bleibt angespannt und sehr ernst.“ Produktionskürzungen und Kurzarbeit seien eher die Themen. 15.000 der 750.000 Jobs in der deutschen Autobranche würden bis 2015 wegfallen.
Abhängigkeit
Grund für die Misere bei Europas Autobauern ist unter anderem die Schuldenkrise. „In Südeuropa ist der Absatz so tief wie seit mehr als 40 Jahren nicht mehr“, sagt Dudenhöffer. Das bekommen vor allem jene Marken zu spüren, die von diesen Ländern stark abhängig sind, wie etwa PSA Peugeot Citroën. Der Verlust lag im Halbjahr bei 426 Millionen Euro, immerhin dank eines rigiden Sanierungskurses um die Hälfte niedriger als noch vor einem Jahr. Neben dem Abbau von 11.000 Jobs sucht PSA intensiv nach Partnern in Asien.
Einen solchen hat Renault bereits mit der 43-Prozent-Beteiligung an Nissan. Dennoch brach der Gewinn von 734 auf 39 Millionen Euro ein. Grund sind vor allem hohe Abschreibungen auf die Tochter im Iran. Die in dem Land traditionell starke Marke leidet unter den verschärften Handelssanktionen.
Deutsche Hersteller haben schon früh auf Boommärkte wie China oder USA gesetzt. Dort floriert die Wirtschaft, entsprechend gut verkaufen sich auch höherpreisigere Fahrzeuge. Davon profitiert auch BMW. Die Münchener verbesserten den Gewinn um neun Prozent auf 1,4 Milliarden Euro. Dennoch schmälern Rabattschlachten und die Probleme in Europa auch bei BMW die Rendite, wie Konzernchef Norbert Reithofer am Donnerstag einräumte. Mit einem ersten Lichtblick in Europa rechnet er frühestens im zweiten Halbjahr 2014.
Bilder: Weltpremiere für den BMW i3
Porsche wiederum steigerte den Absatz um 18 Prozent und steuert damit auf einen Jahresrekord zu. Das Ergebnis legte um drei Prozent auf 1,3 Mrd. Euro zu. Damit trägt Porsche gut 22 Prozent zum Gewinn des VW-Konzerns bei, der wegen hoher Investitionen um die Hälfte auf 4,8 Mrd. Euro einbrach.
Gute Nachrichten kommen von Opel: Der angeschlagene Hersteller sucht bis Jahresende 350 Ingenieure für die Entwicklung neuer Modelle.